■ Das Portrait
: Günther Beckstein

Für den 49jährigen Nürnberger Günther Beckstein ging gestern ein Traum in Erfüllung. Der Jurist wurde als Innenminister des Freistaates Bayern vereidigt. Den Weg hatte sich Beckstein selbst freigeschaufelt. Als in der CSU über der Frage, ob denn Parteichef Theo Waigel oder lieber Edmund Stoiber Nachfolger von „Amigo“ Max Streibl werden solle, Gräben aufbrachen, nutzte Beckstein den Parteitag seines Bezirksverbandes Nürnberg-Fürth. Die dort verabschiedete Resolution für Stoiber setzte ein Signal und verhehlte ihre Wirkung nicht. Stoiber wurde Ministerpräsident, Becksteins Weg zum Minister war frei. Für Stoiber war Beckstein erste Wahl. Kein Wunder, stand doch der Nürnberger als Staatssekretär stets loyal zu seinem Minister und verfocht die bayerische Linie der Inneren Sicherheit. Beckstein bezeichnet sich selbst gerne als weltoffenen, liberalen, toleranten Konservativen. Wenn es darauf ankommt, kehrt der Mann mit der bäuerlich spitzbübisch Ausstrahlung jedoch den Hardliner heraus. Er wettert gegen „Lesbenfrühstücke und Schwulentreffs“, bezeichnete Aids-Infizierte als „Todesbomben“ und tingelt, ausgestattet mit nichtöffentlichen Polizeivideos, von Ortsverein zu Ortsverein, um gewalttätige Demonstranten gegen die WAA zu identifizieren.

1974 zog Beckstein als einer der jüngsten Abgeordneten in den Landtag ein. Ein Jahr später promovierte er zum Thema „Der Gewissenstäter im Strafrecht“. 1978 wurde er Vorsitzender des Sicherheitsausschusses im Landtag, dann Chef des CSU-Polizeiarbeitskreises. 1987 verpaßte er die „historische Chance des Wechsels“: sein Sturm auf das „rote Rathaus“ in Nürnberg scheiterte. Ein Jahr später stieg er zum Innenstaatssekretär auf.

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Jetzt hat er es geschafft – und er will wie Stoiber auch bundesweit Zeichen setzen. Er fordert konsequente Strafverfolgung von Haschisch-Konsumenten, plädiert gegen eine doppelte Staatsbürgerschaft und verlangt erweiterte Möglichkeiten der Post- und Telefonkontrolle. Schillers Warnung, die Beckstein am Ende seiner Doktorarbeit zitierte, wird ihm da manchmal in den Ohren klingen: „Mißtraut Euch, edler Lord, daß nicht der Nutzen des Staates Euch als Gerechtigkeit erscheine.“ (Maria Stuart) Bernd Siegler