Trauer statt Protest?

■ betr.: "UNO-Einsatz: Einkalkulierte Tote", taz vom 19.5.93

betr.: „UNO-Einsatz: Einkalkulierte Tote“, taz vom 19.5.93

In Bremen errichteten Mitglieder der DFG-VK auf dem Marktplatz einen symbolischen Soldatenfriedhof. 100 aufgestellte Holzkreuze zeigten sehr anschaulich, was auf uns zukommt, wenn die Bundesregierung in zunehmendem Maße Soldaten weltweit einsetzt. Und welche Fügung: an demselben Tag versuchte Generalinspekteur Naumann die Bevölkerung auf die anstehenden „Verluste“ einzustimmen, die zwangsläufig bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr zu verzeichnen sein werden. Trauer sei dann angesagt, meint er, kein Protest. Welcher Zynismus!

Schon mehrfach zogen deutsche Soldaten in die Welt. Nie brachte es etwas Gutes. Nachdem unsere Armee dann lange Zeit treu und brav zu Hause geblieben ist, soll jetzt aus ihr eine große humanitäre Organisation werden. So wird es uns jedenfalls verkündet. Aber was kommt danach? Wer garantiert uns, daß aus unserer Verteidigungsarmee auf dem Umweg über Hilfstruppen nicht eine Angriffsarmee wird? Ich glaube jedenfalls nicht, daß unsere Regierung nur humanitäre Absichten verfolgt, wenn sie Soldaten in die Welt schickt, auch wenn das im Moment so aussieht. [...] Alexander Leist, Bremen