■ Das Portrait
: Alois Glück

Foto: taz-Archiv

„Die CSU darf nicht nur eine konservative Korrektur der anderen Parteien sein.“ Alle Jahre wieder verfaßt der seit 1988 amtierende Fraktionsvorsitzende der CSU im bayerischen Landtag, Alois Glück, ein Grundsatzpapier– und immer wieder mit der gleichen Mahnung. Mal sieht der 53jährige die „bayerische Variante des Liberalismus“ bei der CSU zu kurz kommen, mal warnt er seine Partei, sich „von einer breiten Volkspartei zu einer rechtskonservativen Partei zu verengen“.

Innerparteilich zählt der kleingewachsene, bäuerlich- jovial wirkende Mann zusammen mit dem Landshuter Oberbürgermeister Josef Deimer und dem Vorsitzenden des CSU-Umweltarbeitskreises Josef Göppel zu den „Reformern“. „Klarer Kurs zu einem Verfassungsbruch“, lautete Glücks harsche Kritik an dem stets korrekt gekleideten, intellektuelle Kühle ausstrahlenden Stoiber, der fortan Bayerns Regierungschef sein wird.

Gerade mit dem Parteivize und Vorsitzenden der CSU-Grundsatzkommission ist Glück schon oft aneinandergeraten. 1989 kam Glück aufgrund Stoibers geschickter Parteitagstaktik bei der Wahl zum Parteivize nicht zum Zuge. Auch wenn das liberale Aushängeschild der CSU nun seine parteiinterne Macht durch die Übernahme des Vorsitzes des mächtigen oberbayerischen CSU-Bezirks ausbauen will, wird er einen Gegenspieler haben: den Partei-Fundi und Kultusminister Hans Zehetmair.

Im Gegensatz zu Stoiber ist Glück kein Berufspolitiker. Er besuchte die Landwirtschaftsschule, leitete den elterlichen Betrieb und brachte es 1964 zum Landessekretär der katholischen Landjugend. Dann bildete er sich zum Journalisten fort, wurde Chef des CSU-Kreisverbands Traunstein, dann Staatssekretär für Umweltfragen und schließlich Chef der CSU-Landtagsfraktion.

Während seine Parlamentarierkollegen glaubten, die CSU-Alleinherrschaft im Freistaat sei gottgegeben, erkannte Glück als einer der ersten, daß die deutsche Vereinigung nicht nur das bundespolitische Gewicht der CSU schmälern würde. Zudem stimmte es Glück nachdenklich, daß die Reps in Bayern „anscheinend stärker als in anderen Bundesländern“ seien. Deswegen seine alljährlichen Appelle, die sich unter Stoiber als Ministerpräsidenten wohl fortsetzen werden. Bernd Siegler