Flaute bei Hellas-Reisen

Dunkle Wolken am griechischen Tourismus-Himmel: Während andere Länder im Mittelmeerraum von dem anhaltenden Reise-Boom in Deutschland profitieren, erlebt die griechische Halbinsel einen der stärksten Buchungsrückgänge seit Jahren, wie deutsche Reiseveranstalter in einer dpa-Umfrage berichten. Er schwankt je nach Veranstalter zwischen zehn bis 15 Prozent. Branchenführer TUI (Hannover) spricht von „argen Problemen“; NUR Touristic fühlt sich in seiner bereits zu Saisonbeginn abgegebenen negativen Prognose bestätigt und hatte bereits im voraus weniger Hotelkapazität eingekauft.

Jahn-Reisen (München) erwartet statt der 25 000 Buchungen im Vorjahr allenfalls 18 000. Besonders schwer betroffen sind die klassischen Griechenland- Ziele Kreta und Rhodos. Lediglich der Kölner Veranstalter ITS („Kaufhof-Reisen“) registriert für das Urlaubsland im östlichen Mittelmeer ein „ordentliches Plus“, was aber auf die starke Nachfrage ostdeutscher Gäste zurückgehe, sagte Sprecher Martin Katz. Ohne die würde auch bei ITS das Griechenland-Geschäft stagnieren.

Die Veranstalter erklären sich die Zurückhaltung im Griechenland-Tourismus mit der Anfang des Jahres eingeführten Ausreisesteuer von umgerechnet 37 DM, die pro Urlauber beim Heimflug verlangt und für den Ausbau der griechischen Flughafen-Infrastruktur verwendet werden soll.

Außerdem, so viele Unternehmenssprecher, reagierten die Urlauber mit der Abwanderung zu anderen Ländern auf die um zehn Prozent gestiegenen Hotelpreise in Griechenland. „Zwei Wochen auf Kreta kosten inzwischen 2000 Mark - und das in einem Hotel der siebziger Jahre. Das ist der Kunde nicht mehr bereit zu zahlen, so Jahn-Reisen- Geschäftsführer Michael Stobbe. „Viele Urlauber entscheiden sich deshalb für die billigere Türkei“, ergänzt Gabriele Andersen von Hetzel-Reisen.

Die griechische Fremdenverkehrszentrale sieht die Entwicklung nicht ganz so dramatisch. Direktor Georgios Kontojannopoulos rechnet mit einem Buchungsschub in den nächsten Wochen, da 1993 ein ausgesprochenes Spätbucherjahr sei. Trotzdem werde sein Land am Ende einen Rückgang von fünf Prozent zu verkraften haben, schätzt er. Als Reaktion darauf will Griechenland eine zweimonatige Fernsehkampagne starten. Als Grund für die Entwicklung sieht Kontojannopoulos weniger die Erhöhung von Hotelpreisen und die Ausreisesteuer, sondern die wirtschaftliche Krise in Deutschland. faf/dpa/taz