Hirngespinste

■ betr.: "Carol Schulte will Kanzler werden", taz vom 24.2.93

betr.: „Carlo Schulte will Kanzler werden“, taz vom 24.2.93

Daß die Hirngespinste von Thomas Kieseritzky und Detlef zum Winkel, die sie auf einem Flugblatt in einer Veranstaltung der Ökologischen Linken Liste in Frankfurt auftischten, Eingang in die Berichterstattung der taz fanden, ist um so erstaunlicher, als die Verfasser nicht einmal die Geduld hatten abzuwarten, was die von ihnen des Antisemitismus Angeklagten zum Thema „Die Stadt, die Banken und der Tod“ zu sagen hatten.

Mich trifft die Infamie dieses Angriffs besonders, da zahlreiche meiner jüdischen Familienmitglieder im Dritten Reich grausam umgebracht worden sind.

Niemand von uns fiel es ein, den Titel unserer Veranstaltung mit Faßbinders „Der Müll, die Stadt und der Tod“ in Verbindung zu bringen. Da ich den Text meiner Einleitung schriftlich vor mir habe, kann ich daraus wörtlich zitieren:

„Das Modernisierungskonzept, das die rot-grüne Stadtpolitik verfolgte, setzte eindeutig auf Frankfurt als international konkurrenzfähige Metropole. Vor allem sollte der Standort Frankfurt als Weltbanken- und Handelszentrum, als internationale Luftverkehrsscheibe, als Hauptquartier multinationaler Konzerne gesichert werden.

Dieses Ziel ist auch voll geglückt: Eine einmalige Zusammenballung von Hunderten Banken um die größte Börse Europas herum. Frankfurt wird beherrscht vom Finanzkapital... über allem thront die Deutsche Bundesbank, die wie in der Financial Times nachzulesen ist ,Über ein größeres Gebiet Europas als irgendein deutsches Reich der Geschichte... herrscht‘ und der ,Zentralbankrat‘, so das Urteil dieses britischen Finanzorgans, hat faktisch ,die Wehrmacht als bekannteste und gefürchtetste Institution Deutschlands abgelöst‘.

Da Kenner Frankfurts bestätigen werden, daß es keine ,jüdische‘ Bank in Frankfurt mehr gibt, und sowohl die Deutsche Bank als auch andere eher zu den Profiteuren der Arisierung und Germanisierung gehören, können die Angriffe der Flugblattschreiber nur in einer Absicht gestartet sein: denen einen Liebesdienst zu erweisen, die sich von der Kandidatur eines oppositionellen Personenbündnisses, auf der inhaltlich ausgewiesenen Grundlage einer Wahlplattform in ihren allzu bequem gewordenen Sesseln im Römer gestört fühlen.“ Jakob Moneta, Kandidat der Ökologischen Linken Liste für den Frankfurter Römer

Ich bin kein Grüner mehr. Damit hatte es spätestens eine Ende, als ich die grüne Bundestagsfraktion 89 anläßlich der Wiedervereinigung das Deutschlandlied mitsingen sah. Thomas Kieseritzky,

Frankfurt am Main

Auf neun Zeilen berichtet Ihr über die „Ökologische Linke Liste“ in Frankfurt, ohne dabei auf deren Inhalt und Programm näher einzugehen. Auf über 20 Zeilen laßt Ihr Frankfurter Grüne die ÖkoLiLi als „antijüdisch“ und als den Rechten in die Hände spielend diffamieren. Selbstredend wird der ÖkoLiLi keine Möglichkeit gegeben, diesen unverschämten Vorwürfen entgegenzutreten. Tag für Tag degeneriert die taz mehr zum Propagandablättchen des rechten grünen Flügels, Tag für Tag wird sie für linke Menschen uninteressanter. Olaf Bartz, Burgdorf

[...] Für die taz kommt es selbstverständlich nicht in Frage, über eine Wahlliste, die sich Links von den Grünen versteht, anhand ihrer eigenen Politik zu berichten, vielmehr beschränkt sie sich darauf, die „Verbalattacken“ der Grünen zu kolportieren, die sich zu Recht auf die Füße getreten fühlen.

In der Tat: „Wer linksradikal wählt, macht sich mitschuldig am Rückgang der Stimmanteile für die Grünen“, die nicht nur zur Koalition mit der SPD, der Partei des rassistischen nationalen Konsenses, entschlossen sind, sondern mit dem Anti-Asyl-Protagonisten Cohn-Bendit auch selbst Beachtliches auf dem Gebiet des Multi- Kulti-Rassismus zu bieten haben.

Mit ekelhafter Demagogie betreibt die taz wieder mal das, was ihr zentraler Daseinszweck zu sein scheint: die Diskreditierung linker Opposition. Sie zitiert einen offensichtlich durchgedrehten Grünen mit dem Vorwurf, die ÖkoLiLi würde einen „antijüdischen“ Wahlkampf betreiben und mit dem Titel der Wahlkampfveranstaltung „Die Stadt, die Banken und der Tod“ auf Ignatz Bubis zielen. Für diesen Scheiß, den sie nicht mal ansatzweise zu begründen versucht, sollte sich die taz verdammt noch mal entschuldigen, aber nicht nur bei der ÖkoLiLi. [...]

Zum Schluß würde mich noch interessieren, wie die von Klingelschmitt behauptete „Fusion“ zwischen Jutta Ditfurth und Jakob Moneta vonstatten gegangen sein soll. Manche Leute merken wohl gar nicht mehr, was für einen hirnverbrannten Schwachsinn sie verzapfen. Toni Menninger, Würzburg