■ Das Portrait
: K. Mitsotakis

Er ist etwas mehr als der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen. Freunde, die er öffentlich lobt, müssen unweigerlich mit politischem Unheil rechnen. Und wehe, wenn er ausholt und etwa die Genesung der Wirtschaft verkündet – der nächste ökonomische Einbruch ist gewiß. Kurz, der griechische Ministerpräsident Konstantinos Mitsotakis, 73, gilt in seiner Heimat als der größte „Gademis“, der Unglücksrabe par excellence.

Mal sehen, ob auch Helmut Kohl was davon abbekommt, wenn er ihn heute in seinem Kanzlerbüro in Bonn empfängt. Offiziell geht es dabei um die Vorbereitung des EG-Gipfels Anfang Dezember in Edinburgh. Tatsächlich will sich aber der Gast aus Athen, bei seinem „lieben Freund Helmut“ erst mal richtig ausweinen. Was ihn schwer plagt, ist „Skopien“. So bezeichnet er die ex-juguslawische „Republik Mazedonien“. Die Griechen wollen diese selbstgewählte Landesbezeichnung partout nicht gelten lassen, weil sie aus historischen Gründen auf den Namen Mazedonien einen Urheberanspruch erheben. Ihre Ansicht konnten sie bisher auch den EG-Partnern aufzwingen.

Damit dürfte es jetzt aber vorbei sein. Auf Betreiben der britischen Regierung soll es in Edinburgh zur Anerkennung „Mazedoniens“ kommen. Das könnte für Mitsotakis das politische Aus bedeuten. „Die Opposition macht Hackfleisch aus mir“, soll er kürzlich Kohl übermittelt haben. Der Kanzler nahm es mit „tiefstem Bedauern“ zur Kenntnis, eine Vermittlerrolle zugunsten Athens lehnte er aber ab.

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Dabei kann niemand Mitsotakis vorwerfen, untätig bei der „Mazedonien-Affaire“ gewesen zu sein. Seine zaghaften Kompromißvorschläge sind ihm jedoch von der sozialistischen Opposition, aber auch vom Ex-Außenminister und Parteikameraden Antonis Samaras als Sakrileg angelastet worden. Nach einer beispiellosen Karriere als Abgeordneter (Mitsotakis ist seit I948 mit nur kurzen Unterbrechungen Mitglied des Parlaments) und zweieinhalbjährigem Dienst als Regierungschef fürchtet er nun das jähe Ende seiner Karriere.

Bis zum Edinburgher EG- Gipfel am 11. Dezember verbleiben noch sechs Wochen – die „kritischen 40 Tage im Leben von Mitsotakis“, so eine griechische Zeitung. Der Countdown könnte heute in Kanzlers Büro beginnen. Takis Gallis, Athen