Stark zerstritten

■ Die Demonstration zum 1. September lief ins Leere

Der Beginn des Zweiten Weltkrieges, der 1. September, war immer schon ein Tag des Protestes und der Minderheiten — die deutsche Mehrheit erinnerte sich ungern an das Datum. Der Zustand der protestierenden Minderheiten war allerdings selten so buntscheckig wie in diesem Jahr. Bis zu Lenin mit Schiebermütze auf rotem Tuch, an einem ordentlich verzierten Stock der DKP getragen, reichte das Spektrum. Daß da gegen den „faschistischen Terror in Bosnien“ demonstriert wurde, paßte den letzten Genossen nicht, störte sie allerdings offenbar auch nicht sonderlich. Von Punks bis zum grünen Umweltsenator, vom Anti-Rassismus-Büro über die Graswurzel-Revolution bis zum SPD-Landesvorsitzenden standen die Demonstranten nebeneinander, erstaunlich viele von der Zahl.

Außer dem IG Metall-Kollegen aus Rostock kam keiner der Redner ohne wütende Pfiffe davon. Von einem ermutigenden Demo-Gefühl „gemeinsam sind wir stark“ konnte so nicht die Rede sein. Eine organisierende Kraft, die vor der Demonstration eine Diskussion über ihre Ziele zustande gebracht hätte, gibt es offenbar nicht mehr. So waren die guten Vorschläge Mechtersheimers ins Leere geredet. Klaus Wolschner