Kapitalisten verabscheuen Rassisten

■ Neonazi-Ausschreitungen in Rostock vergiften das Investitionsklima/ Japanische Botschaft warnt

Der ohnehin spärliche Fluß ausländischen Geldes in die neuen Bundesländer wird durch die Neonazi-Krawalle in Rostock einen weiteren Knacks bekommen. Besonders sensibel reagieren japanische Geschäftsleute. Japanische Manager seien in ihren Investitionsentscheidungen sehr auf Harmonie bedacht, so der Geschäftsführer des Deutsch- Japanischen Wirtschaftsförderungsbüros in Düsseldorf, Andreas Meckel. Ihnen seien das soziale Klima in den fünf neuen Ländern schon heute zu unsicher. Die rechtsradikalen Ausschreitungen in Rostock „könnten die Japaner in ihrer Haltung bestätigen“, so Meckel.

„Schon heute betreten japanische Manager die neuen Bundesländer mit einiger Vorsicht“, hat Meckel beobachtet. Auch die japanische Botschaft in Bonn habe Warnungen an Geschäftsleute ausgesprochen. Sie könnten mit Vietnamesen verwechselt werden. Das Auswärtige Amt ließ sich einen Bericht erstellen, wie in Japan die soziale Unruhe in den neuen Bundesländern wahrgenommen wird. Vor einigen Monaten war ein japanisches Kind von Rechtsradikalen so schwer verletzt worden, daß es bleibende Schäden davonträgt.

Verschreckt sind nicht nur die Japaner. Die Pogrome in Rostock seien „kein gutes Zeichen“, so Andrew Luedders von der American Chamber of Commerce in Frankfurt. Luedders beklagte den Imageschaden, auch wenn ihm „bisher noch kein konkreter Rückzug“ bekanntgeworden sei.

Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Heinrich Weiß, war in den vergangenen Monaten gleich mehrfach im Ausland mit dem Thema Ausländerfeindlichkeit konfrontiert worden, hieß es gestern beim BDI. Die Krawalle von Rostock „können potentielle Investoren abschrecken“.

Der Deutsche Industrie- und Handelstag (DIHT) erinnerte an die Notwendigkeit ausländischen Kapitals für die Wirtschaftsentwicklung. Außerdem hingen Millionen von Arbeitsplätzen am deutschen Export ins Ausland. Das britische Wirtschaftswochenblatt Economist hatte schon nach den Ausschreitungen von Hoyerswerda vor einem Jahr „Hitlers Enkel“ mit gestrecktem Arm gezeigt und „Ostdeutschland auf dem schnellsten Weg zurück in die dreißiger Jahre“ gewähnt.

Neben den Investitionen selbst bleiben vor allem die Manager aus. Die Ausschreitungen von Rostock seien bei jüngeren Managern ein „absolutes K.O.-Argument“, so der Chef einer großen Consulting- Firma. An einen solchen Standort wolle niemand seine Familie mitnehmen. Selbst Ulrike Grünrock von der Treuhand räumte ein: „Wenn mich heute jemand anriefe, wollen Sie in Rostock Managerin werden, würde ich auch sagen, warten Sie noch ein bißchen.“

Grünrock nahm ein „allgemeines Unbehagen in der Luft“ wahr, wenn es um Investitionen im Osten geht. Irene Lenkner vom Münchener IFO- Institut wird schon konkreter. „Wir wissen aus Erfahrungen, wenn die Sicherheit an einem Standort zurückgeht, dann hat das Auswirkungen auf die Investitionen.“ Das letzte Beispiel sei Jugoslawien. Nachdem der Bürgerkrieg dort losgegangen sei, hätten deutsche Unternehmen Aufträge rausgenommen und Kapital, das abziehbar war, abgezogen.

Bürgerkrieg herrscht noch nicht in Mecklenburg-Vorpommern. Aber selbst Rostocks Bürgermeister Martin Kielimann (CDU) schwant inzwischen Übles für die wirtschaftliche Zukunft seiner Stadt. Die Fernsehbilder von Lichtenhagen seien „Gift für das Investitionsklima“, wird er zitiert.

Es sind nicht die Bilder, Herr Kielimann. Hermann-Josef Tenhagen,

Berlin