Für Investoren bleibt nur noch Gesichtsverlust

■ Stadtentwicklungsausschuß erteilte Vorgehen von Daimler, Sony und Hertie eine eindeutige Absage/ Entwurf der Architekten Hilmer und Sattler bleibt für den Potsdamer Platz weiterhin maßgeblich/ Stadtentwicklungssenator Hassemer erfuhr Stärkung

Berlin. Die Politik hat die Investoren am Potsdamer Platz in die Schranken verwiesen. In der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung des Abgeordnetenhauses erklärten Vertreter aller Parteien, daß für sie der umstrittene Entwurf der Münchner Architekten Hilmer und Sattler Grundlage der weiteren Gestaltung des Areals am Potsdamer Platz sei. Hilmer und Sattler waren als Sieger aus dem städtebaulichen Wettbewerb hervorgegangen. Die Parlamentarier erteilten dem Begehren der Investoren, den Entwurf des von ihnen beauftragten Londoner Architekten Rogers zumindest gleichberechtigt zu berücksichtigen, eine klare Absage und stärkten damit Stadtentwicklungssenator Hassemer in dem seit Wochen schwelenden Streit um die Bebauung des Potsdamer Platzes den Rücken.

Den Erklärungen der Fraktionen vorausgegangen war eine Anhörung des Stadtplanungsausschusses zu der sowohl die Wettbewerbsteilnehmer und die Jury als auch die Investoren und Fachverbände geladen waren. Dabei kam es zu einem teilweise harschen Wortwechsel zwischen Hassemer und den Unternehmensvertretern. Diese bekräftigten ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Wettbewerbssieger. Der Vertreter der Daimler-Benz AG, Peter-Hans Keilbach, bemängelte, daß dessen Entwurf ihnen Strukturen aufzuzwingen scheine, mit denen sie sich nicht identifizieren könnten. »Sollten uns diese Grundstrukturen«, so Keilbach, »so vorgegeben werden, dann könnten wir sie nicht verantworten.« Der Rogers-Entwurf sei derjenige, der für ihn in Frage komme.

Auch Sony-Vertreter, Rainer Wagner, favorisierte die Pläne des Briten, sie seien freier und eleganter. Rogers dürfe »nicht ausgeschlossen werden, sonst würde sich Berlin blamieren«. Beide Entwürfe seien mit Prestige beladen. Die härteste Haltung nahm bei der Anhörung Harald Ströming vom Hertie-Konzern ein. Er sei, wie auch Keilbach enttäuscht, daß er in der Jury keinerlei Wort gehabt habe. Mit dem Sattler-Entwurf habe Hertie keine Möglichkeit, ihre Konzernzentrale auf dem Lennédreieck zu realisieren. Auch sei ihr Plan, ein Kaufhaus am Leipziger Platz zu errichten, in Frage gestellt.

Hassemer widersprach den Vorwürfen der Investoren heftig. Er habe gewollt, daß diese in allen Phasen des Wettbewerbsverfahrens beteiligt seien. Diese Art der Offenheit, betonte Hassemer in Richtung der Konzernvertreter, könne er sich nur leisten, wenn es in der Frage der Zuständigkeit des Verfahrens keine Zweifel gebe. »Wir haben die öffentliche Verantwortung«, so Hassemer, »diesen Stadtraum zu ordnen.« Eine Verwischung der Kompetenzen gebe es nicht.

Auch der baupolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Georg Wittwer, war sichtlich empört über das Auftreten der Investoren. Zu Wagner sagte der ehemalige Bausenator, er sei nicht der einzige, der sage, was in der Stadt richtig sei. Es sei viel Porzellan durch die Gegend geworfen worden. Wittwers Kollege von der SPD, Otto Edel, hielt den Konzernvertretern vor, daß sie sich in einen Prestige-Preis-Streit begeben hätten, aus dem sie nur mit Gesichtsverlust rauskämen.

Die Investoren und die zuständigen Verwaltungen bekundeten zum Ende der Sitzung, auf Basis des Sattler-Entwurfs weiterarbeiten zu wollen. dr