Dreckige Männerwäsche

■ Sonderausstellung »Die große Wäsche« im Museum für Verkehr und Technik eröffnet/ Auch heute noch ist das Waschen Frauensache

Kreuzberg. Auf die Idee, eine Wäschepresse Frauenlob zu nennen, kann eigentlich nur ein Mann kommen. Meine Mutter jedenfalls hätte da nur laut aufgelacht, auch wenn sie ein ähnliches Ding besaß: eine Miele-Schleuder mit Fußpedal. Vorsintflutlich, aber stabil. Das war Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre ihr höchstentwickelter Ausrüstungsgegenstand, um die montägliche große Wäsche der ganzen Familie zu bewältigen. Jahrelang stand sie im Dampf der Zuber in unserer Waschküche und schrubbte mit krummen Rücken die Unterhosen ihres Mannes und ihrer Kinderschar, während ich, noch ganz klein, mit einem Stock im Eimer die heißen Socken umrührte.

Solche Erinnerungen steigen wie die weißen Männerunterhemden in den Kochzubern hoch, wenn man die gestern eröffnete Sonderausstellung Die große Wäsche im Kreuzberger »Museum für Verkehr und Technik« in der Trebbiner Str. 9 besucht und beispielsweise das Frauenlob aus dem Jahre 1935 (!) besichtigt. Sollten sich Frauen auch noch bedanken für das bißchen Erleichterung bei ihrer schweren Arbeit? Wahrscheinlich haben Männer solche Dinger auch bloß erfunden — die erste, von Jakob Christian Schäffer konstruierte mechanische Waschmaschine mit Rührflügeln stammt aus dem Jahre 1766 —, um sich vor jeder Mithilfe zu drücken. »Vater ging grundsätzlich am Waschtag zum Friseur und war in Sicherheit«, dieses museal verewigte Aufstöhnen eines geplagten Familienmitglieds hängt über einer Gruppe historischer Waschweiber.

Daß Wäschewaschen aber auch in der emanzipierten und knitterfreien Ehe von heute immer noch Frauensache ist, machen einige Zahlen auf den Tafeln der vom Rheinischen Museumsamt entwickelten Wanderausstellung deutlich: »Von der Hausarbeit fühlen wir uns nicht belastet«, das sagen 93 Prozent der mit dem Vielzweckgerät Ehefrau ausgestatteten Männer. 84 Prozent von ihnen bügeln nie, 79 Prozent waschen nie. Kein Wunder also, daß 10 Prozent ihrer Frauen angeben, sie hätten täglich drei Stunden im Haushalt zu arbeiten, bei 55 Prozent sind es zwischen drei und sechs Stunden, bei 24 Prozent zwischen sechs und zehn, und bei 11 Prozent sogar über zehn Stunden.

Wie erklärt sich diese immer noch irrsinnige Belastung angesichts des Maschinenparks, der heute in jedem Haushalt steht? Die Antwort, die diese sehenswerte kleine Alltagsausstellung nahelegt: Der Arbeitsaufwand ist deswegen kaum weniger geworden, weil parallel zur Maschinisierung und Elektrifizierung der Haushalte auch die Hygieneansprüche enorm stiegen. »Bis zum Jahre 1800 galt häufiges Waschen als gesundheitsschädlich«, wird auf den Ausstellungstafeln berichtet. Um 1900 war dann immerhin »wöchentliches Wechseln der Leibwäsche« angesagt. Und während 1968 erst fünf Prozent der deutschen Männer täglich ihre Unterhosen wechselten, sind es heute laut Tafel 85 Prozent.

Da sieht man mal wieder, würde meine Mutter sagen, wie das ist mit dem zivilisatorischen Fortschritt. Daß die Kerle ihre Schlüpferchen öfter wechseln, ist ja eindeutig einer. Aber wer hat ihn auszubaden, im wahrsten Sinne des Wortes? Wir waschenden Frauen.

Und die Umwelt, würde ich ergänzen: Obwohl nun überall phosphatfreies Persil und Dash angeboten wird und der Phosphatverbrauch zwischen 1980 und 1984 tatsächlich um die Hälfte gesunken ist, ist dank des verdoppelten Waschmittelverbrauchs die Umweltbelastung letztlich die gleiche geblieben. Die Phosphatfreiheit ist also insofern auch nur ein Persilschein für Persil. Ute Scheub