Rostlaube wird nun praktisch neugebaut

■ Gebäude ab nächsten Montag wieder geöffnet/ Sanierungskosten in Höhe von 400 Millionen DM

Dahlem. Kommenden Montag wird die asbestverseuchte Rostlaube in Dahlem wieder geöffnet. Die Abdichtungsarbeiten an dem FU-Gebäude sollen bis dahin abgeschlossen sein, die Asbestgefährdung sei dann nicht mehr »akut«, sagte der amtierende Präsident der FU, Werner Väth, gestern auf einer Pressekonferenz. Laut Gesetz müssen Rost- und Silberlaube innerhalb von drei Jahren saniert werden. Entsprechend der Asbestuntersuchung bedeutet dies, daß die Gebäude bis auf den Rohbau abgerissen werden, nur das Stahlskelett und die tragenden Böden bleiben. Durch den Wiederaufbau soll »eine verbesserte Version von Rost- und Silberlaube« entstehen.

Rund acht bis zehn Jahre, so der FU-Präsident, wird die Zerlegung und der Neubau der 32.000 Quadratmeter großen Gebäude dauern. Nach ersten Schätzungen muß mit Kosten in Höhe von insgesamt 400 Millionen Mark gerechnet werden. Die rund 20.000 StudentInnen, die dort ihre Hörsäle, Seminarräume und Sprachlabors hatten, müssen während der Bauzeit ausgelagert werden. Der größte Teil wird sich voraussichtlich in einem Behelfsbau (10.000 Quadratmeter) auf dem Parkplatz hinter der Silberlaube drängen müssen. Kostenpunkt: 33Millionen Mark. Die Frage eines NCs für die betroffenen Fachbereiche (Geschichte, Romanistik, Germanistik, Psychologie und Erziehungswissenschaften) will Väth aber getrennt vom Raumdefizit diskutieren. Einen »Asbest-NC« werde es nicht geben. Allerdings geht Väth davon aus, daß auch nach der Sanierung in den Gebäuden »eher weniger als mehr« StudentInnen untergebracht werden.

Denn durch den ohnehin notwendigen Umbau will die FU-Leitung gleich ein anderes Problem mitlösen: Die Fachbereichsräume in den Gebäuden sollen neu strukturiert werden, so die Vorschläge der FU-Leitung, die bereits mit den Fachbereichen abgesprochen ist. Demnach liegen Büros künftig nicht mehr direkt neben die Hörsälen. Die einzelnen Fachbereiche sollen »in sich geschlossene Einheiten« bilden und die drei Bibliotheken zusammengefaßt werden. Auch über die Umsiedlung ganzer Fachbereiche wird diskutiert: So könnten Rost- und Silberlaube zu einem sprachwissenschaftlichen Zentrum werden, die Historiker dagegen in andere Gebäude ausgelagert werden. Auch dem Finanzierungsaspekt kommt dies zugute: Während bei einer reinen Asbestsanierung das Land zahlen müßte, erhofft sich die FU durch die weitergehende Umstrukturierung, die einen »wesentlichen Nutzungsgewinn« bedeute, eine Beteiligung des Bundes. Die grundlegenden Entscheidungen sollen bereits im Sommer dieses Jahres fallen. Rochus Görgen