Stadträte lassen Schrott von der Straße räumen

■ Mit Baggern, Lastern und Abschleppwagen wollen Stadträte Ost-Berlins Straßen vom Müll befreien

Ost-Berlin. Sperrmüllberge auf den Gehwegen, endgelagerte Trabis auf den Straßen — bisher ein übliches Bild in Ost-Berlin. In einer medienwirksamen Aktion »Berlin räumt auf« lassen Innenstadtrat Thomas Krüger und der Stadtrat für Arbeit und Betriebe, Kurt Blankenhagel, jetzt Bagger und Laster aus Gesamt- Berlin anrollen, um den Schrott zu beseitigen. Die Aktion startete gestern und wird voraussichtlich eine Woche dauern. Insgesamt wird die Säuberung mehrere 100.000 Mark kosten.

»Seit es den Staat DDR nicht mehr gibt, versucht jeder seine persönliche DDR zu entsorgen«, sagte Krüger. Sofas, Fernseher und Autos aus DDR-Produktion werden einfach vor die Haustür gestellt und durch Westprodukte ersetzt. 2.400 Meldungen über endgelagerte Schrottautos sind den Behörden gemacht worden, knapp 800 Fahrzeuge wurden auf Staatskosten beseitigt.

Bisher wurden die Täter nicht bestraft — obwohl sich über Fahrgestellnummern zumindest die Eigentümer der Autos feststellen ließen. Ab dieser Woche soll sich das ändern: Bis zu 2.000 Mark für Autos und bis zu 10.000 Mark für sonstigen Sperrmüll sollen die Übeltäter zahlen, wenn sie erwischt werden.

Wer seinen Sperrmüll offiziell beseitigen will, hat die Möglichkeit, in Ost-Berlin den kostenlosen Sperrmüllservice anzurufen, muß dann allerdings Wartezeiten von 14 Tagen in Kauf nehmen. Dabei kann sich der Ostberliner allerdings damit trösten, das der Westberliner vier Wochen warten muß. Künftig sollen zusätzlich in allen Bezirken Sperrmüllsammelstellen eingerichtet werden. Die Entsorgung der Trabis wird dagegen teurer: 250 bis 500 Mark kostet die Endlagerung bei Westberliner Unternehmen.

Denn auch wenn verschiedene Unternehmen an einer Vernichtungsmöglichkeit der Plastikautos arbeiten — eine Lösung haben sie noch nicht gefunden. Möglicherweise könnten die Trabis zerschreddert und im Straßenbau verwendet werden. Bisher werden sie nur endgelagert und stapeln sich auf verschiedenen Schrottplätzen im Westteil Berlins: rosige Aussichten bei der bisherigen Produktion von mehreren Millionen Trabis.

Daher fordert Blankenhagel, daß bis zum Jahr 2000 die Entsorgung der Autos schon beim Kauf mitbezahlt wird. Auch sollten die verschiedenen Kunststoffteile gekennzeichnet werden, um ein wirtschaftliches Recycling zu ermöglichen. Fromme Wünsche, die beim aktuellen Müllproblem nicht helfen, gibt Blankenhagel zu. Rochus Görgen

Der kostenlose Sperrmüllservice ist montags bis freitags unter der Telefonnummer 27393377 zu erreichen.