Bank findet Schwachstelle bei ihrer Datensicherheit

Berlin. Muß jetzt ein Sündenbock herhalten? Die Dresdner Bank weist alle Schuld zu dem Vorgang von sich, daß die taz Informationen über die Bankvermögen von zahlreichen ihrer Kunden erhielt (siehe taz von gestern). Es handele sich um keinen »Systemfehler« der Bank, sondern um das Versagen einer »betriebsfernen« Putzfrau, sagte ein Sprecher der Dresdner Bank zur taz. Die Putzfrau, die bei der Reinigungsfirma Berolina beschäftigt ist, hatte die nur einseitig bedruckten »Pendelkarten« in einem Papierkorb innerhalb einer Dresdner-Bank-Filiale gefunden und als Schmierpapier für ihren Sohn mitgenommen.

Dieser hatte die Papiere anschließend in der Schule an Mitschüler verschenkt — von denen aus die Pendelkarten mit den Informationen über die Geldbewegungen der Bankkunden in den Besitz der taz kamen. Der Putzfrau war dabei bis zuletzt nicht bekannt, daß die Papiere datenschutzwürdige Informationen über Bankvermögen enthielten und vernichtet werden müssen. — Möglicherweise muß die Putzfrau jetzt als Sündenbock herhalten. Ein Sprecher der Dresdner Bank betonte, daß »keinem Bankangestellten ein Vorwurf« zu machen sei. Für »disziplinarrechtliche Maßnahmen« gegen die Putzfrau sei die Dresdner Bank nicht zuständig. Es würden nochmals Gespräche mit der Berolina geführt, um auf die Einhaltung des Datenschutzes durch die Beschäftigten zu drängen. Allerdings habe die Dresdner Bank »kein Interesse daran, daß die Frau bestraft wird«, nur an einer besseren Aufklärung der Reinigungskräfte sei ihr gelegen.

Die Schwachstelle im Sicherheitssystem hatte der Filialleiter der betroffenen Bank durch einen Anruf bei der zur Zeit krankgeschriebenen Putzfrau herausgefunden: Auf die Frage ihres Chefs, ob sie nicht mal Papiere mitgenommen hätte, antwortete die bis dahin Ahnungslose mit einem einfachen Ja. Nach eigenen Angaben wurde sie nicht ausreichend informiert, daß die Papiere in der Bank datenschutzrechtlich geheimgehalten werden müssen. Rochus Görgen