Der grüne Tag des Pariser Platzes

■ Münchner Architekt bedeckte den Pariser Platz und zwei Autos mit 5.000 Quadratmeter Rasen

Mitte. Für einen Tag war gestern der Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor in einen grünen Rasen verwandelt. Der Münchener Architekt und Stadtplaner Hermann Grub ließ 5.000 Quadratmeter Rollrasen aus Holland importieren, um die geteerte Fläche und zwei Autos - einen Trabi und einen Golf

-zu begrünen: frei nach dem Motto „laßt Gras drüber wachsen“. Die Aktion solle die Diskussion über Grünflächen in den Städten anregen. Die gestern abend wieder entfernten Rasenstücke werden ihren endgültigen Platz in den Kindergärten von Berlin-Hellersdorf finden.

Unübersehbar mit 30.000 DM gesponsert wird die Aktion von der Hypo-Bank. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, heißt es in der Pressemitteilung der Bankiers über ihre Beweggründe. Seit sechs Jahren arbeitet die Hypo-Bank mit dem „grünen Architekten“ Hermann Grub zusammen: Zahlreiche Bücher und Ausstellungen in der Bundesrepublik, aber auch in Moskau und Peking waren das Ergebnis. Bereits 1982 brachte Grub 35 Autos auf dem Kurfürstendamm unter den Rasen - der Platz vor dem Brandenburger Tor, dem „Symbol des Aufbruchs“, war dem Architekten und seinen Sponsoren nun aber eine Wiederholung wert.

Die paar Passanten, die in der Nacht zu gestern beim Auslegen des Rasens zuschauten, hatten wenig Verständnis für die Aktion: „Die hätten besser den Asphalt vorher aufgerissen“, so ein 43jähriger Westberliner. „Symbolische Aktionen gibt's in letzter Zeit viele, das mit dem Lupinien säen fand ich da schon besser“, meinte eine 28jährige Studentin. Als die Grünfläche wenig später stärkere Konturen bekam, war die Resonanz besser: „Der Platz sieht direkt viel freundlicher aus“, befand dann ein 25jähriger Ostberliner. Auch Umweltsenatorin Schreyer sieht das so - und forderte gestern, den Pariser Platz nicht zu einem Verkehrsknotenpunkt, sondern zu einer Grünfläche umzugestalten: Die Aktion „zeigt, wie stark Grün verbindet“.

Als Ergänzung zu der Aktion werden bis zum 12. August im Ausstellungszentrum am Funkturm die Dokumentationen „Grün zwischen den Häusern“ und „Unternehmen Grün“ gezeigt. Sie verdeutlichen in zahlreichen kommentierten Bildtafeln, daß Grünflächen und Gebäude eine Einheit bilden können und sollen. Anregungen für die Begrünung von Dächern und Hinterhöfen werden ebenfalls zahlreich geboten.

Rochus Görgen

Die Ausstellungen sind täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos. Zwei Bücher über das Thema Innenstadtbegrünung sind dort zum Preis von 10,- bzw. 30, DM erhältlich.