„Wer ist hier fremd?“

■ Neuer Film der Ausländerbeauftragten stellt sieben Ansichten zum Thema Ausländerfeindlichkeit vor / Er soll als Diskussionsgrundlage dienen / Ansatzpunkt: „Preßt uns nicht in Schablonen!“

Tiergarten. Ausländer ist, wer von den anderen zum „Ausländer“ gemacht wird“, meint eine Ausländerin in dem Film „Wer ist hier fremd?“, der gestern in der Medienoperative vorgestellt wurde. Produziert wurde der Schulfilm im Auftrag der Ausländerbeauftragten Barbara John.

Die Idee für den Film sei auf dem Hintergrund der Wahlerfolge der „Republikaner“ entstanden, so Barbara John. Als einen Film „von Jugendlichen für Jugendliche“ möchte sie ihn betrachtet haben. In sieben Interviews mit ausländischen und deutschen Jugendlichen stellt der Film Ansichten und Vorurteile dar. Das reicht von Aussagen wie „Ich mag Ausländer einfach nicht. Für mich ist das ein rotes Tuch“ über „Deutsch sein heißt kalt sein, blond sein und fürs Auto zu leben“ bis hin zu offeneren Ansichten: „Beide Seiten müssen sich gegenseitig näherkommen“. Auch wenn der Film nicht mit dem erhobenen Zeigefinger arbeitet, soll er Klischees abbauen: Die Ausstrahlung sei, so die Ausländerbeauftragte: „Preßt uns nicht in Schablonen!“

Dabei arbeitet der Film selbst aber zu häufig mit Klischees und Extremen: Entweder sind die dargestellten Jugendlichen eindeutig ausländerfeindlich gesinnt oder absolut tolerant. Die alltägliche, diffuse Fremdenfeindlichkeit wird genausowenig dargestellt wie deren Ursachen angedeutet. „Der Film sollte provokativ sein“, so der Leiter des Projekts, Eckart Lottmann. Als provokativ-einleitende Grundlage für eine Diskussion in den Schulen erfüllt der 97.000-DM-Film seinen Zweck. Dem Anspruch einer Analyse der Ausländerfeindlichkeit kann und soll er nicht gerecht werden. Die muß sich dann in den Diskussionen ergeben, die der Film anregen will. Hundert Kopien des Videos werden zur Zeit an Schulen und Sozialarbeiter abgegeben und können ab sofort auch kostenlos in der Medienoperative ausgeliehen werden. Auch in Ost-Berlin soll er vorgeführt werden.

Rochus Görgen

Am 28. Mai um 20.00 Uhr ist der Film in der Medienoperative (Potsdamer Straße 96) zu sehen.