Mammutfriedenstage in Spandau

■ Vielfältiges Programm gegen das Vergessen des Atombombenabwurfs auf Hiroschima

Spandau. Eine Mammutveranstaltungsreihe wird Spandau in den nächsten zwei Monaten erleben: Anläßlich der 45. Jahrestage des Kriegsendes und des Atombombenabwurfs auf Hiroschima veranstalten die Akademie der Künste, das Spandauer Kunstamt und das Evangelische Bildungswerk zahlreiche Ausstellungen, Symposien, Konzerte und anderes. Die Liste der Termine umfaßt ganze acht Schreibmaschinenseiten. „Das paßt zu der Rolle, die Berlin zukünftig spielen muß: ein Brennpunkt für die Friedensarbeit“, so Spandaus Volksbildungsstadtrat Sigurd Hauff.

Aus dem ehemals kleinem Projekt ist jetzt eine achtwöchige Veranstaltungsreihe geworden, „weil das Thema auf vielfältige Weise dargestellt werden muß, um ihm gerecht zu werden“, so Hauff. Unter dem Titel 1945, 1990, 2000 Friedenstage? will das Projekt einen Beitrag zur Begegnung, Verständigung und Erinnerung leisten: „Ist Frieden dort, wo kein Krieg ist?“

Einige Beispiele aus dem Programm: Am 10. Juni findet um 19 Uhr im Hof der Zitadelle ein deutsch-sowjetisches Free-Jazz -Happening statt. Der Berliner Pianist Bernhard Arndt trifft erstmals mit dem sowjetischen Saxophonisten Petras Vysniauskas zusammen. Geprobt wird vorher nicht: „Wer Friedensarbeit will, muß Leute mit unterschiedlichen Ansichten zusammenbringen. Das ist die eigentliche Friedensarbeit“, erklärte Hauff.

Bei der Auswahl der KünstlerInnen wurden besonders Personen aus der DDR und aus den vom Zweiten Weltkrieg besonders betroffenen Ländern einbezogen. So werden in einer Ausstellung in der Spandauer Zitadelle Bilder des Dresdeners Wilhem Rudolph gezeigt, der 1945 die Zerstörung Dresdens miterlebte und diese als Augenzeuge in seinen abstrakten Schwarzweißbildern der Nachwelt vermittelt. Die Werke des polnischer Malers Pawel Warchol, der heute auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz lebt, sind ebenso zu sehen wie die des japanische Künstlers Fujio Akai, der heute in Düsseldorf lebt und sich speziell mit dem Krieg auseinandersetzte: „45 Jahre Frieden - wann wird Friede in uns sein?“ so Akai in dem Bildband zur Ausstellung. Weiterhin soll es in einem eigenen Symposium mit Friedensforschern und Wissenschaftlern um die „Pespektiven des Zusammenlebens der Völker bis zur Jahrtausendwende“ und um die Funktion der Kunst für die Friedenskultur gehen.

Auch aus der Sowjetunion, insbesondere Litauen, kommen viele Künstler. Zur Zeit warten die Organisation noch auf einen Laster mit Bildern aus Wilna - „hoffentlich reicht das Benzin“, so Hauff in Anspielung auf das Ölembargo der Sowjetunion.

Rochus Görgen