Gemeinsam für den Umweltschutz

■ Ost- und Westumweltschutzgruppen organisieren ein buntes Programm / Schwerpunkte sind die Umweltprobleme in der DDR Eine der ersten grenzübergreifenden und von Ost- und Westumweltgruppen organisierten Fahrraddemonstrationen

Schöneberg. Zum ersten Mal wird am Sonntag der internationale Umwelttag „Tag der Erde“ in Ost- und West -Berlin gemeinsam veranstaltet. Verschiedene Umweltorganisationen - vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad -Club bis hin zu Greenpeace - wollen mit einem umfangreichen Programm in beiden Teilen der Stadt auf die Umweltprobleme aufmerksam machen. Der „Tag der Erde“ jährt sich jetzt zum 20. Mal: 1970 nahmen in Amerika 20 Millionen Menschen an der ersten großen Umweltdemo teil und initiierten die erste moderne Umweltbewegung überhaupt. „Wir sind in den vergangenen zwanzig Jahren nicht weitergekommen“, so der Geschäftsführer der Stiftung Naturschutz Berlin, Klaus -Dieter Heise. Zwar sei der Umweltschutz damals noch nicht so stark im Bewußtsein der Menschen gewesen, doch die Vernichtung der Tropenwälder und das Ozonlochproblem seien auch damals schon unter Fachleuten bekannt gewesen. In den 90er Jahren müsse jetzt, wo „die Schäden in der Welt sichtbar geworden sind“, die Frage der Umweltverträglichkeit am „Anfang aller politischen Entscheidungen“ stehen.

Schwerpunkte dieses Jahres sind die Umweltprobleme in der DDR. „Die Altlasten in der DDR sind teilweise älter als die DDR selbst, und es sind immer mehr geworden“, sagte Mareile Löber von der Grünen Liga/DDR gestern auf der Pressekonferenz. Rund ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche seien „Altlasten“. Im Umweltministerium werden jetzt Vorschläge diskutiert, 15% der gesamten DDR -Fläche unter Naturschutz zu stellen. In der Veranstaltung im Amerika-Haus (siehe Kasten) soll auch er derartige drastische Möglichkeiten diskutiert werden. Als konkrete Umweltschutzmaßnahme sollen am Sonntag - wie schon am Wochenende zuvor - im Grenzstreifen am Brandenburger Tor Lupinien ausgesät werden. Interessenten können sich am Sonntag am Info-Stand der Stiftung Naturschutz Unter den Linden melden. Innerhalb von fünf bis sechs Wochen soll sich dann „der ehemalige Todesstreifen in ein gelbes Blumenmeer verwandeln“.

Unter den Linden wird ebenfalls am Sonntag ein spezielles Kinderprogramm geboten: Wer will, kann unter Leitung des chilenischen Malers Cesar Olhagaray Stoffe bemalen. „Die Beziehung zu natürlichen Lebensgrundlagen muß schon in der Kindheit gelegt werden“, so Mareile Löber. Die DDR -Bevölkerung sei bei Umweltproblemen häufig ahnungslos und gleichgültig gewesen.

Weiterhin wird die erste Fahrraddemo von Ost-Berlin über West-Berlin bis nach Potsdam stattfinden. „In Ost-Berlin entstand Anfang der achtziger Jahre die Ökologiebewegung durch Raddemos“, so ein Ostberliner Umweltaktivist. „Daher hoffen wir auf eine große Resonanz.“

Rochus Görgen