Hans und Grete für den Frieden

■ Osterjubiläum: Zum 30. Mal wird ostermarschiert, dieses Mal unter veränderten Vorzeichen

Die Deutsche Friedensunion gibt es nicht mehr, die DKP gibt es fast nicht mehr und doch: Am Samstag wird in Bremen ein kleines Osterjubiläum gefeiert. Mit dem dreißigsten Ostermarsch soll für ein entmilitarisiertes Europa demonstriert werden. Ein Ostermarsch, bei dem vieles sehr anders ist, als in den vergangenen Jahren. Das wußten gestern VertreterInnen des Bremer Friedensforum zu berichten.

Die Änderung Nummer eins betrifft den Umgang mit -beziehungsweise gegeneinander: So war es dieses Jahr viel leichter, sich auf einen gemeinsamen vierseitigen Aufruf zu verständigen. Immerhin vier zum Teil eng bedruckte Seiten friedenspolitischer Gemeinsamkeiten fanden SPD, Grünen, Reste der DKP, der DGB und zahlreiche Bürger- und Kircheninitiativen. Konsens laut Christoph Butterwegge (SPD): „Wir gehen weiter als Genscher.“ Soll heißen: Mit Vor

stellungen, daß die NATO zwar auf bundesdeutschen Gebiet verbleibt, sich jedoch nicht bis in die DDR ausdehnt, kann sich die Friedensbewegung nicht anfreunden. Aber, und dies ist Änderung Nummer zwei, das „Weg mit“ soll nicht mehr vorrangige Parole sei. Helga Garde: „Man muß nicht mehr mit dem Holzhammer arbeiten, man kann differenzierter herangehen.“ De

tailliert und politisch abgewogen wird die „drastische Kürzung der Rüstungsausgaben“, eine „Kürzung des Wehr- und Zivildienstes“, ganz allgemein Rüstungskonversion und das „Verbot der Stationierung neuer ABC-Waffen in der Bundesrepublik“ gefordert.

Gemeinsam ist den Organisatoren und Unterstützern auch die Analyse. Die Bundesregierung,

so ihr Credo, nutze die Möglichkeiten nicht, die die weltpolitischen Umwälzungen bieten. Folgert Butterwege zu Zeitpunkt, Ort und Durchsetzbarkeit von Abrüstung: „Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht wir.“

Und noch eines ist dieses Jahr anders: In den letzten Jahren hatte die Deutsche Friedens Union sowohl mit ihrer Arbeitskapazität, als auch mit ihren finanziellen Möglichkeiten den Ostermarsch möglich gemacht. Seitdem zum Beispiel Ekkehard Lentz nicht mehr hauptberuflich für den Frieden arbeitet, sondern nach eigener Auskunft „wieder Zivilist“ ist, muß die Basis selbst ran. Meint Mitorganistor Uwe Schmidt: „Der Ostermarsch ist der kleinste gemeinsame Nenner. Da wissen alle: Das ist in jedem Fall richtig.“ Und nach Auskunft der Initiatoren klappt dies nach einer Phase der Orientierungslosigkeit inzwischen prima.

Gar nicht so prima fanden dagegen einige Friedensbewegte, daß im Plakat zum Aufruf völlig neue Traditionen gesucht und gefunden wurden. Nichts mehr mit durchgebrochenen Raketen, und auch Friedenszeichen und - taube sind nur noch schmückendes Beiwerk. Statt dessen hüpfen ein paar Häschen übers Papier, die der Zeichner aus einem Kinderbuch der dreißiger Jahre, der „Hasenschule“, abgepaust hat. Meint Heike Binne: „Das sind Hasenhans und Hasengrete.“ Und mit diesem typisch deutschen Kulturgut wolle sich die Friedensbewegung selbst auf die Schippe nehmen und mal mit „etwas Ansprechendem werben.“

hbk

Ostersamstag (Bremen): 11 Uhr Fahrraddemos ab Stern, Wartburgplatz, 11.30 Martin-Luther-Gemeinde.

12.00 Uhr Ostermarschtreffen am Ziegenmarkt

13.00 Uhr Kundgebung Marktplatz.

Ostermontag (Garlstedt): 10.00 Uhr Fahrradkorso ab Bremen Marktplatz.

12.00 Uhr Fahrradkorso, Vegesack, Sedanplatz.

14.00 Uhr Ostermarschtreffen, B6/ Panzertrasse, Friedensandacht und Wanderung

16.00 Uhr Abschlusskundgebung vor der US-Kaserne