Gute Miene zum bösen Spiel

■ Frauen des Unabhängigen Frauenverbandes zum geplatzten grün-lila Bündnis / Trotz des Ärgers setzen sie weiterhin auf Kooperation in den Bezirken / Eventuell Wahlbündnisse bei den Kommunalwahlen

Berlin (taz) - Gute Miene zum bösen Spiel machten die Frauen des Unabhängigen Frauenverbandes (UFV). Das Wahlbündnis mit der Grünen Partei hätten sie gekündigt, da keiner der Grünen bereit gewesen sei, auf sein Mandat für die Volkskammer zugunsten des UFV zu verzichten. Damit ist es amtlich: Der UFV hat keinen einzigen Sitz in der Volkskammer. Nach dem Wahlergebnis standen dem nunmehr geplatzten grün-lila Wahlbündnis eigentlich acht Mandate in der Volkskammer zur Verfügung - ein Drittel der Listenplätze war im Vorfeld der Wahlen für den Frauenverband reserviert worden und zwei Drittel für die Grüne Partei.

„Wir haben aber einen entscheidenden Fehler gemacht“, gestanden die Frauen des UFV offen ein. Die Verteilung der Listenplätze habe zunächst für eine gemeinsame Landesliste gegolten, die aber dann kurzfristig zugunsten von Bezirkslisten umorganisiert wurde. „Wir hätten einfach darauf achten müssen, daß dann mindestens ein Drittel der ersten Listenplätzen mit Frauen des UFV besetzt werden. Gut, das haben wir versäumt, aber es kann doch nicht angehen, daß sich die Grünen jetzt auf die formalpolitische Position zurückziehen und neue Bündnisverhandlungen ablehnen. Wir sind als Bündnis angetreten und wurden auch als Bündnis gewählt“, empörten sich die Frauen über den knallharten Kurs der Grünen. Aber auch die Grüne Basis sei „entsetzt über die Entscheidung“, sagte Eva Schäfer vom UFV.

Doch die Frauen wollen nicht resignieren. Sie präsentierten der Presse selbstbewußt die Bilanz ihrer Erfolge der letzten Monate in punkto Politik für Frauen. Ihre Arbeit am Runden Tisch habe Eingang in die „große“ Politik gefunden. Gleichstellungsfragen, Enttabuisierung des Frauenthemas, wesentliche Mitarbeit an der Sozialcharta hätten Spuren hinterlassen und seien jetzt nicht mehr aus der politischen Landschaft weg zu denken.

Sie schlugen den Grünen auch weiterhin eine kooperative Zusammenarbeit vor - zum Beispiel in den zu bildenden Ausschüssen der Volkskammer. Außerdem hatten sie auf ihrem Landeskoordinierungsrat beschlossen, daß es im Hinblick auf die kommenden Kommunalwahlen den Frauen in den einzelnen Bezirken überlasen bleibt, ob sie mit den Grünen wieder auf eine Gemeinsame Wahlliste gehen.

„Daß die Grünen weitere Diskussionen und Verhandlungen mit den Frauen ablehnen, liegt in der Natur der Sache“, sagte Christina Schenk. Das sei ganz einfach der „Vormarsch des linken Patriarchats“, dazu passe auch die Äußerung des grünen Abgeordneten Mathias Platzek: „Wenn ihr bei den Verhandlungen auf den ersten Listenplätzen bestanden hättet, wären wir das Bündnis gar nicht eingegangen.“

meck