Wettlauf gegen das schnelle Vergessen

■ Antirassistische Gruppen planen Demonstration zum gewaltsamen Tod des pakistanischen Studenten Mahmud Azhar

Wut, Trauer und Ohnmacht über den Tod von Mahmud Azhar: „Wir lassen unsere Wut aus, ein paar Leute sehen hin - und dann ist alles wieder vergessen.“ So ein Dikussionsbeitrag der die Stimmung bei der Veranstaltung des Pakistanischen Studentischen Vereins zum gewaltsamen Tod ihres Kommilitonen (die taz berichtete) auf den Punkt brachte. Dennoch wollen nun 16 Organisationen und Gruppierungen aus verschiedensten politischen Bereichen gemeinsam gegen den rassistischen Überfall in der FU protestieren. Azhar war acht Wochen nach dem Angriff durch einen DDR-Bürger im Krankenhaus gestorben. Der Pakistanische Studentische Verein hatte am Sonnabend alle interessierten Gruppen zu einer Diskussion über mögliche Aktionsformen eingeladen.

Schnell waren sich die TeilnehmerInnen einig, daß es eine Demonstration und eine Mahnwache geben sollte. Obwohl der Obduktionsbericht noch nicht vorliegt, sei dies für die Proteste nicht entscheidend. Damit widersprachen sie der Ansicht der Rechtsabteilung der FU, die erst nach dem Vorliegen des Obduktionsberichts über weitergehende Maßnahmen entscheiden will.

Verschiedene Personen äußerten die Befürchtung, daß der Fall zu schnell wieder vergessen werde. Daher müsse dieses erste Treffen Ausgangspunkt sein, um die zukünftige Zusammenarbeit aller Gruppen, die sich mit Antirassismus beschäftigen, zu ermöglichen.

Angst haben die Organisatoren der Demonstration, die vom Asta der FU polizeilich angemeldet wird, daß es am Rande zu Ausschreitungen kommen könnte. Gerade in diesem Fall würde dies jedoch „auf die Ausländer“ zurückfallen. Die Organisatoren legen Wert darauf, daß die Aktionen in „ruhiger Atmosphäre und ohne jede Gewalt“ ablaufen. Auch vor Repressionen durch Rechtsradikale fürchteten sich viele Teilnehmer der Diskussion. So war es zunächst nicht möglich, einen Redner für die Demonstration zu finden und selbst der Diskussionsleiter möchte in diesem Bericht nicht namentlich genannt werden. Am nächsten Freitag soll nochmals eine Vollversammlung aller unterstützenden Organisationen stattfinden. Der Termin für die Demo steht noch nicht fest.

Rochus Görgen