Normen contra Normen

■ Nix paßt zusammen: Gestern traten die Berliner Normenexperten an die Öffentlichkeit / DDR paßt sich BRD an

Über 20.000 DIN-Normen gibt es in der BRD, rund 30.000 sogenannte „Technische Güte- und Lieferbedingungen“ (TGL -Normen) in der DDR. Jetzt, wo die Vereinigung der beiden deutschen Staaten offenbar sicher ist, sollen diese Normen aneinander angepaßt werden. Im Klartext heißt das aber meist, daß die DDR ihre Normen aufgibt und die bundesdeutschen übernimmt.

In der DDR wurde bisher - gut deutsch - alles bis ins letzte Detail genormt. Bei Kühlschränken waren zum Beispiel der Stromverbrauch und die Wärmedämmung exakt festgelegt. Die Normen waren somit eher Baupläne. Solche Normen, so Professor Reihlen vom (West-)Deutschen Institut für Normung (DIN) sollen künftig ersatzlos gestrichen werden. Durch eine Überregelung dürfe der Markt nicht behindert werden. Lediglich die „TGL-Normen“, die als Grundlage für bestehende Exportverträge der DDR dienen, sollen beibehalten werden. Aber auch über Normen, für die es im DIN-Normenwerk keine Entsprechungen gibt, wie zum Beispiel im Bereich der Lebensmittel, wird zur Zeit diskutiert. Hier eröffnen sich, so Reihlen, neue Betätigungsfelder für das DIN.

Hauptaufgabengebiet für die nächste Zukunft ist aber die Vermittlung der DIN-Normen an die Betriebe in der DDR. Das DIN werde zur Zeit von Anfragen aus dem anderen Teil Deutschlands geradezu überrannt. Daher will das DIN sein Normenwerk neben den bereits vorhandenen zwei öffentlichen Auslegestellen noch an acht weiteren Stellen in der DDR zugänglich machen. Doch an welchen Stellen steht noch nicht genau fest.

Auch Informationsveranstaltungen und Lehrgänge, in denen die „Grundsätze der Normungsarbeit“ und deren Ergebnisse erläutert werden, bietet das DIN in Zusammenarbeit mit dem Amt für Standardisierung, Meßwesen und Warenprüfung (ASMW) der DDR an. Zukünftig sollen auch DDR-Firmen und interessierte Privatpersonen Mitglieder im DIN und in den Fachausschüssen werden können.

Rochus Görgen