Voyager 2 stellt Systemfrage

■ Neptuns Nordpol überflogen / Noch zwei Trabis mit 50 und 90 Kilometern Durchmesser entdeckt

Berlin (taz) - Das Staunen über die roten, grünen und vor allem blauen Farben des Neptuns, über seine insgesamt sechs neu entdeckten Monde und die Ringe ist erlaubt - Voyager 2 hat weder eine militärische noch eine kommerzielle Mission. Als Jimmy Carter noch Präsident und von SDI noch keine Rede war, nahm kaum jemand Notiz vom Start der beiden wissenschaftlichen Raumsonden Voyager 1 und 2. Allein die einmalig günstigen Planetenkonstellationen der 80er Jahre gaben damals den Ausschlag für den Bau. Während Voyager 1 schon „hinter“ dem Saturn ins All abgedreht war, passierte Voyager 2 gestern morgen planmäßig den Planeten Neptun. Weiter geht es nicht mehr im Sonnensystem: Der Doppelplanet Pluto/Charon befindet sich derzeit innerhalb der Neptunbahn.

Zu den schon in den letzten Tagen entdeckten vier zusätzlichen Monden kamen noch zwei weitere, winzige Trabanten mit 50 und 90 Kilometern Durchmesser. Weil den Fachkräften durch die Benennung der zahlreichen Asteroiden die Götter- und Göttinnennamen arg knapp geworden sind, erhielten sie einstweilen die häßlichen Bezeichnungen „1989 N5“ und „N6“. Während sich Voyager wieder vom Neptun entfernte, gelangen im Gegenlicht der Sonne noch Fotos, die genaueren Aufschluß über die Zusammensetzung der Atmosphäre aus Wasserstoff, Helium und Methan bringen sollen. Inzwischen ist die Sonde mit ihrer 30 Zentimeter großen Schallplatte mit den Grüßen der Menschheit ins tiefe All unterwegs. Die Batterien sollen noch bis zum Jahr 2020 halten, die Schallplatte eine Milliarde Jahre - und damit, so die Nasa dreist, die Existenz der Menschheit überdauern.

diba Voyager-Horoskop auf Seite 8