Rowohlt feuert Freimut Duve

■ Verlagsleiter Naumann spricht von nichtexistierendem Vertrauensverhältnis / Letzter Streit drehte sich um ein Buch zur Kieler Affäre / Duve sieht in der Kündigung ein Politikum und will sich gerichtlich zur W

Rowohlt feuert Freimut Duve

Verlagsleiter Naumann spricht von nichtexistierendem

Vertrauensverhältnis / Letzter Streit drehte sich um ein

Buch zur Kieler Affäre / Duve sieht in der Kündigung „ein

Politikum“ und will sich gerichtlich zur Wehr setzen

Aus Hamburg Ute Scheub

Freimut Duve, seit 1970 der Herausgeber der politischen Buchreihe 'rororo aktuell‘, soll vor die Tür des Hauses Rowohlt gewiesen werden. Die Geschäftsführung des Verlages hat ihm fristgemäß zum 1.Juni 1989 gekündigt. Grund: Das Verhältnis zwischen ihm und Verlagsleiter Michael Naumann sei gestört.

„Dieses Vertrauensverhältnis ist von Ihnen in den vergangenen Jahren nicht gesucht worden, im Gegenteil. Es existiert nicht“, heißt es in dem Kündigungschreiben. Zu dem lasse „die Konfliktgeschichte um das Barschel-Buch“ ein konstruktiveres und vertrauensvolleres Arbeitsverhältnis auch in Zukunft nicht erwarten.

Das „Barschel-Buch“ mit dem Titel „Waterkantgate - Die Kieler Affaire“, das alle 'Spiegel'-Artikel zum Thema enthält, wollte Freimut Duve im November 1987 herausbringen. Doch Verlagsleiter Michael Naumann, selbst ehemaliger Auslandschef beim 'Spiegel‘, stoppte es durch sein Veto mitten im Druck - ein einmaliger Vorgang im Hause Rowohlt. Schließlich erschien es beim kleinen 'Steidl Verlag‘.

In einer Erklärung, die zusammen mit dem Kündigungsschreiben durch sein Bonner Abgeordnetenbüro veröffentlicht wurde, kündigt Freimut Duve an, sich „gegen diese Kündigung mit rechtlichen Mitteln zur Wehr zu setzen“. Da er rororo aktuell als älteste politische Taschenbuchreihe der Bundesrepublik seit 18 Jahren herausgebe und die Reihe somit seine politische Handschrift trage, sei die Kündigung ein „Politikum“. Der zweite, von Naumann zwar nicht schriftlich, aber bereits in einem Gespräch am 24.Mai mündlich genannte Kündigungsgrund sei sein mit viel Arbeit verbundener Status als SPD-Bundestagsabgeordneter. Duve kann das nicht verstehen. Die mit seinem Eintritt in den deutschen Bundestag im Jahre 1980 verbundenen Veränderungen seien sowohl von allen Beteiligten bei Rowohlt als auch von den Chefs des Holtzbrinck-Konzerns, des Rowohlt-Eigentümers, stets akzeptiert worden. Auch der Betriebsrat des Reinbeker Verlages hat bereits Widerspruch gegen die Kündigung eingelegt. „Ich danke ihm für die Begründung“, heißt es abschließend in der Erklärung Duves, „in der er insbesondere auf die publizistische Bedeutung verweist, die 'rororo aktuell‘ unter meiner Herausgeberschaft erlangt hat.“

Gegenüber der taz erklärte Verlagsleiter Michael Naumann, die Reihe 'rororo aktuell‘ werde wie bisher weiterexistieren und in ihrer Programmatik nicht verändert werden. Die Kündigung habe sich entgegen Duves Darstellung nicht auf dessen Status als Abgeordneter bezogen und sei „bar jeder parteipolitischen Dimension.“