Hamburger Bauskandal weitet sich aus

■ Beamte der Hamburger Baubehörde werden der Bestechung beschuldigt / GAL präsentiert Informanten, der von Millionenbetrug bei Bau der Alsterdorfer Anstalten und des Allgemeinen Krankenhauses Rissen spricht

Aus Hamburg Ute Scheub

Der Hamburger Bauskandal weitet sich aus. Die „Alsterdorfer Anstalten“ und ein Krankenhaus sollen in den letzten 25 Jahren durch Preisabsprachen und künstliche Preiserhöhungen um 15 bis 20 Millionen Mark geschädigt worden sein. „Antes hat in Hamburg einen Zwillingsbruder“ formulierte Ulla Jelpke von der GAL– Fraktion, die gestern der Presse den Brief eines anonymen Infor manten übergab. Darin werden detaillierte Beschuldigungen gegen eine „Ingenieursgruppe“, die beim Bau der Alsterdorfer Anstalten und des Allgemeinen Krankenhauses Rissen tätig war und gegen zwei „schmiergeldverdächtige“ Beamte der Baubehörde erhoben. Überschrift: „Betr.: größter Bauskandal in der Hamburger Nachkriegsgeschichte.“ Merkwürdig verhält sich der sozialdemokratische Bausenator Wagner. Denn auf seinem Tisch lag der Brief des Informanten bereits am 8. 10. 86. Gegenüber Radio Hamburg leugnete der Senator vorgestern noch strikt ab, von dem Schreiben zu wissen, die GAL lüge und betrüge doch nur. Gestern allerdings hielt sein Presse–sprecher das noch für ein Mißverständnis. Der Brief sei tatsächlich so lange bekannt, wobei der Baubehörde bei der Aktenüberprüfung beteiligter Privatfirmen rechtliche Grenzen gesetzt wären. Der Staatsanwaltschaft sei der Vorgang erst jetzt übergeben worden, weil nun auch zwei Beamte der Baubehörde beschuldigt würden. „Seit Jahren werden der Baurat V. von der Baubehörde und der Herr Oberamtmann Sch. von der Krankenhausabteilung der Baubehörde von der Ingenieursgruppe geschmiert“, heißt es dazu in dem Anschreiben des Informanten an die GAL. Beide Untergebenen von Wagner sitzen in der Abteilung Betreuungsbauten.