EKD–Konflikt um Entwicklungshilfe: „Mehr Mission, weniger Politik“

Bad Salzuflen (taz) - Über die zukünftige kirchliche Entwicklungspolitik wird auf der diesjährigen Tagung der EKD–Synode scharf gestritten. Das höchste Organ der evangelischen Kirche in Deutschland legt derzeit die politischen und theologischen Grundlagen und die Finanzierung ihrer entwicklungspolitischen Arbeit für die nächsten Jahre fest. Für Spannung sorgen die Konservativen innerhalb der Kirche, die sich vor einigen Jahren in der „Evangelischen Allianz“ zusammengeschlossen haben. Sie kritisieren „marxistische Ansätze“ bei der „Arbeitsgemeinschaft Kirchlicher Entwicklungsdienste“ (AGKED), die über die Verwendung der Kirchenmittel in der Dritten Welt entscheidet und dabei zu wenig auf Mission und zu viel auf politische Veränderung abziele. Um die Gegensätze nicht zu offenkundig werden zu lassen, hatte das EKD–Präsidium den publizistischen Kopf der Evangelikalen, den Mainzer Wirtschaftswissenschaftler Lachmann, in den Vorbereitungsausschuß für die Synode berufen. Doch weil ihm die evangelikalen Vorstellungen im Schlußwort der Synode nicht genügend berücksichtigt erschienen, entschloß er sich zur Abgabe eines Minderheitenvotums. Darin spricht Lachmann klare Töne: „Es stimmt einfach nicht, daß die westliche Welt durch Raub wohlhabend geworden ist.“ Hauptaufgabe der kirchlichen Entwicklungspolitik sei die Mission, denn nur der Glaube könne die Dritte Welt retten. Der Leiter der AGKED, Günter Lindenbrink, konterte: „Eine Kirche, die das Gefälle zwischen Arm und Reich ausblendet und die verursachenden Faktoren im eigenen Land unangetastet läßt, setzt sich dem Verdacht aus, Vertreterin einer christlichen Nationalreligion zu sein.“ Dietmar Bartz