die stimme der kritik
: Betr.: Bad Vibes

Tieffrequente Schwingungen im Schwäbischen

Mit dummen Fledermäusen kann, was nicht jeder weiß, in der Dämmerung drolliger Schabernack getrieben werden. Wirft man ihnen ein Steinchen, eine Eichel oder, was freundlicher wäre, eine Rosine in die Flugbahn, so lassen sich die Tiere bei den abenteuerlichsten Flugmanövern beobachten, die fluggeortete „Beute“ zu erwischen. Es soll ja auch Menschen geben, die das hochfrequente Radargezwitscher der Fledermäuse hören, mehr noch, denen es auf die Nerven geht.

Eine Lärmbelästigung gegenteiliger Natur, nämlich ein subfrequenter Brummton, bringt derweil die Menschen im Raum Stuttgart um den Schlaf und an den Rand des Wahnsinns – zumindest jene, die das dunkle Geräusch überhaupt hören können. Die aber beteuern vehement, dass das Brummen am 22. August 1999 angehoben habe und seitdem vor allem nachts auftrete, wenn andere Geräuschquellen abgeschaltet sind.

Das kuriose Problem ist also schon länger bekannt, doch entzog sich seine Quelle bisher beharrlich den Ortungsinstrumenten des Staatlichen Gesundheitsamts, der Gewerbeaufsicht, des Max-Planck-Institutes für Aeronomie und zweier Ingenieurbüros. Fest steht nur, dass weder eine nahe Autobahn noch gletschernde Kühlschränke dafür verantwortlich sein können. Und selbst die Energieversorgung Baden-Württemberg (EnBW), deren Fernleitungen zwischenzeitlich unter dringendem Verdacht standen, ist wieder aus dem Schneider. Denoch brummt es unablässig weiter. So ratlos sind die Leidtragenden, dass sie schon Anzeige erstattet haben. Gegen unbekannt. Und so ratlos ist inzwischen auch die Landesregierung, dass sie dem Störton demnächst mit einer „groß angelegten Untersuchung“ zu Leibe rücken will.

Inzwischen schießen Mutmaßungen und Verschwörungstheorien ins Kraut: Abhöranlagen unserer amerikanischen Freunde könnten schuld sein am Brummen oder aber „unterirdische Nato-Leitungen“, mit denen Geheimes transportiert wird. Nun kann Brummen generell viele Ursachen haben. Ist es ein zufriedenes Brummen? Ein behagliches Schnurren? Oder eher ein bedrohliches Knurren? Ein meditativer „Om“-Ton übernatürlichen Ursprungs, mithin ein Zeichen? Höchste Zeit also, dem Geräusch endlich mit modernstem Gerät auf die Schliche zu kommen. Nicht auszudenken, wenn am Ende nur die allgemeine Dummheit eine solche Dichte erreicht hätte, dass sie den Sensiblen unter uns schon in den Ohren brummt. ARNO FRANK