Natur bis in die Faser

Qualität, die auch gesund ist, hat ihren Preis: Strenge Kriterien wachen über die Herstellung von Öko-Textilien  ■ Von Konstanze Ehrhardt

Ein wenig aus dem Rahmen fallen eigentlich nur die Hüte – wie fröhliche Skulpturen wirken die individuellen Filzkreationen auf ihren Ständern. Die bunten Seiden-Pullover und T-Shirts in den Regalen hingegen, die Jacken, die an den Kleiderstangen baumeln, oder die Lederhandtaschen in ihren Braun-, Grün- und Rot-Tönen könnten auf den ersten Blick zum Repertoire vieler Läden gehören. Allerdings: Wer hier einkauft, sagt Siegle Buse, seit drei Jahren Verkäuferin bei Marlowe Nature, der will vor allem dies: „Gute Qualität, die auch gesund ist.“

Ein Anspruch, dem der Naturkleiderladen in Eimsbüttel seit sieben Jahren gerecht wird. „Zuerst habe ich Partykleidung verkauft“, erzählt Marlowe-Nature-Besitzer Manfred Ott. „Aber wenn einem dann der Chemiegeruch schon aus den Warentüten entgegen kommt, dann weiß man irgendwann, wo's lang geht.“

Daß sich Qualität nicht nur in der Verarbeitung beweist, sondern auch in der Wahl des Materials – für Läden wie „Pur Pur Wolle“ oder „Naturschön“, „Paletti“ oder „Naturladen“ ist das keine Frage. Oder höchstens eine des Geldes: „Man muß sich halt dann entscheiden“, sagt Renate Augustin, Mitinhaberin von „PurPur-Wolle & Naturtextilien“. Die himmelblaue Demeter-Wolle, die sie neben herkömmlich hergestellten Garnen im Angebot hat, ist zwar wirklich nicht billig, dafür aber auch rein pflanzlich gefärbt.

Was Ökotextilien teuer macht, ist nicht zuletzt die kompliziertere Gewinnung – da beim Anbau der Naturfasern kein Spritzmittel verwendet werden darf, ist eine reiche Ernte nicht garantiert. Das Siegel „Internationaler Verband Naturtextil“ (IVN), ehemals „Arbeitskreis Naturtextil“, in dem sich Hersteller und Einzelhändler zusammengeschlossen haben, gibt strenge Kriterien vor. So darf die aus kontrolliert biologischem Anbau (kba) gewonnene Wolle nur mit Mitteln auf pflanzlicher Basis gewaschen und veredelt weden. Das Nähgarn muß ebenfalls schadstoffgeprüft sein. Knöpfe und Reißverschlüsse dürfen kein Nickel enthalten.

Auch die Produktionswege werden so umweltfreundlich wie möglich gestaltet. So liegen die Herstellungsorte meist innerhalb der EU, was Billigproduktionen weitgehend einschränkt. Hersteller wie „Livingcraft“ oder „Atitlan“ müssen sich exakt an diese Vorgaben halten, wenn sie unter dem Siegel IVN verkaufen wollen. Das ist übrigens nicht der einzige Garant für naturbelassene Qualität. Andere Marken, wie Demeter oder Greenpeace, haben firmeneigenen Kriterien, die nicht weniger streng sind.

Eine freiwillige Selbstkontrolle, die auch für Ökoschuhe gilt, denn in diesem Bereich gibt es kein Siegel. „Wer ganz pingelig ist, achtet darauf, daß dann auch noch der Kleber ökologisch ist“, sagt Peter Weißbach, Geschäftsführer des Schuhladens „Auf leisen Sohlen“. Bei Schuhen komme es in erster Linie auf ein gutes Fußbett an. Das Leder selbst wird chromfrei auf rein pflanzlicher Basis gegerbt. Die Färbung ist allerdings nicht immer pflanzlich. Da Pflanzenfarben nicht besonders gut auf dem Leder haften und zudem am Licht schnell ausbleichen, würden oft chemische Farben verwendet, erklärt Bernd Streawski von „Das kleine Schuhgeschäft“.

Haltbarkeit ist auf jeden Fall ein Ziel der Ökokleiderhersteller. Da schließen sich schnellebige Modeartikel von alleine aus. „Teenager kaufen hier weniger ein“, sagt Siegle Buse. „Dafür sind von 20 an alle Altersstufen vertreten.“

Marlowe Nature, Beim Schlump 5, Tel.: 44 80 93 37; PurPur-Wolle & Naturtextilien, Hellkamp 9, Tel.: 490 45 79; Paletti Naturwaren, Rutschbahn 5, Tel.: 44 00 71; Naturladen, Gerlingstraße 35, Tel.: 27 20 86; Naturschön Naturtextilien + Accessoirs, Ottensener Hauptstraße 64, Tel.: 390 17 00; Auf leisen Sohlen, Rutschbahn 7, Tel.: 60 95 02 98; Das kleine Schuhgeschäft, Große Bergstraße 209, Tel.: 389 41 37