Schwere Jungs mit neuem Sound

■ Die Vorschau: Life Of Agony rocken garantiert Föhnfrisuren-frei im Aladin

Wenn einstmals knallharte Metal-Kapellen plötzlich in den Charts auftauchen, hat das meist damit zu tun, daß sie in Erwartung eines ordentlichen Einkommens zu handzahmen Balladennöhlern mit scheußlichen Bon Jovi-Dauerwellen mutiert sind. Das New Yorker Quartett Life Of Agony ist da eine erfreuliche Ausnahme.

Natürlich hat sich auch bei den ehemals harten Jungs klanglich einiges verändert. Elegante Melancholienummern und feurige Mid-Tempo-Fetzer lassen vergessen, daß die Heavies mit dem charismatischen Frontmann Keith Caputo eigentlich als – wenn auch erstklassige – Mosh-Kapelle das Musizieren begannen. Ihre alten Moshfans dürften Life Of Agony mit ihrem dritten Album „Soul Searching Sun“in die Flucht geschlagen haben. Mal surren die verzerrten Gitarren wie auf alten Nirvanascheiben, dann wieder wird wie bei R.E.M. Trauriges hübsch unverzerrt geklimpert. Life Of Agony sind beim stinknormalen Rock gelandet, wer mag, kann noch „Alternativ“oder „Indie“davor setzen.

Daß der Soundwechsel nicht in einer völligen Katastrophe endete, hat zwei Gründe. Zum einen haben Life Of Agony beim Komponieren ein Händchen für Feinsinniges. Hits wie „Weeds“kombinieren clever schwer zugängliche Teile mit knackigen Refrains, bei denen die Band auf eingängige Durchschnittsriffs zurückgreift. Das Ergebnis: Es rockt, aber intelligent.

Zum anderen haben Life Of Agony dank ihres Sängers zu viel Persönlichkeit, um in Genre-Konventionen ihre Identität zu verlieren. Caputos markige Stimme trägt noch immer das Songmaterial und sorgt dafür, daß die New Yorker unverwechselbar klingen. Ob live das Wechselspiel zwischen altem Metal-Material und den neuen Poprock-Hits funktioniert, muß das Quartett allerdings erst noch beweisen. Lars Reppesgaard

20 Uhr im Aladin