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: Bei Turbine läuft’s nicht rund

FUSSBALL Im Frauenfußball ist eine Wachablösung in vollem Gange und die Potsdamerinnen müssen schauen, dass sie nicht völlig ins Hintertreffen geraten. Doch die Leistung des Teams ist derzeit nicht beständig genug

Das Wetter zeigte sich am Sonntag beim Spiel Turbine Potsdam gegen MSV Duisburg äußerst wechselhaft – und entsprach damit der sportlichen Situation der Gastgeberinnen in jüngster Zeit. Da hatten die Potsdamerinnen vor zwei Wochen sensationell den seit über einem Jahr ungeschlagenen VfL Wolfsburg mit 2:0 besiegt. Doch in der Woche drauf gab es postwendend eine Niederlage gegen den Tabellenzweiten FC Bayern München, und die aufkeimende Euphorie war erneut der Ernüchterung gewichen. Zwar hat man in Potsdam die Hoffnung auf die Meisterschaft oder wenigstens die Teilnahme an der Champions League noch nicht völlig aufgegeben. Doch dürften die Chancen eher theoretischer Natur sein. Als Tabellenvierter muss Turbine auf Ausrutscher der anderen hoffen.

Doch auch das wird nichts helfen, wenn die Schützlinge von Trainer Bernd Schröder nicht auch ihre eigenen Spiele gewinnen. Selbst ein einziges Unentschieden in den letzten vier Spielen käme einem Knock-out gleich. Mit Duisburg allerdings hatten die Potsdamerinnen nach dem mageren 3:3 im Hinspiel ohnehin noch eine Rechnung offen. Um seine Spielerinnen zu motivieren dürfte Schröder da wohl kaum mehr als ein, zwei Sätze benötigt haben.

Entsprechend energisch ging Turbine ins Spiel. Gegen von Trainerin Inka Grings defensiv eingestellte Duisburgerinnen erarbeiteten sich die Gastgeberinnen eine Feldüberlegenheit, die in zahlreichen Torchancen ihren Ausdruck fand. Ein ums andere Mal war jedoch Torhüterin Meike Kämper Endstation der Potsdamer Offensivbemühungen. Kurz vor dem Halbzeitpfiff fiel doch noch das ersehnte 1:0. Es passt jedoch ins Bild, dass es sich um ein Eigentor der Duisburgerin Julia Debitzki handelte, die einen flach getretenen Freistoß von Natasa Andonova unhaltbar ins kurze Eck ablenkte.

In Hälfte zwei bot sich ein ähnliches Bild: Potsdam erhöhte sogar noch den Druck. Zeitweise schnürte Turbine die Gäste in deren Strafraum regelrecht ein. Auffälligste Spielerinnen neben Andonova, die im offensiven Mittelfeld ein klasse Spiel machte, waren dabei Kapitänin Lia Wälti und Toptorschützin Genoveva Añonma, die den Verein im Sommer in Richtung USA zu den Portland Thorns verlassen wird. Nach Julia Simic, die es bereits in der Winterpause gen Wolfsburg gezogen hat, ist das bereits der zweite prominente Abgang dieses Jahr.

Neuzugänge stehen fest

Es stehen jedoch auch schon die ersten Neuzugänge für die kommende Spielzeit fest. Neben Nationalspielerin Svenja Huth aus Frankfurt werden Patricia Hanebeck und Allison Scurich vom SC Sand die Potsdamerinnen verstärken. Letztere schien sich am Sonntag schon einmal bei ihrem künftigen Arbeitgeber beliebt machen zu wollen. Bereits in der 2. Minute erzielte sie im parallel laufenden Spiel gegen den FC Bayern das 1:0 für den Aufsteiger. Am Ende jedoch brachte auch das nichts, denn die Gäste konnten durch Tore von Lewandowski und Abbe das Spiel doch noch für sich entscheiden.

In Potsdam hingegen blieb es vor 1.180 Zuschauern allen hochkarätigen Torchancen zum Trotz bei einem glanzlosen 1:0 für die Gastgeberinnen. Damit hat Turbine zwar seine Pflichtaufgabe erfüllt, ist dem ersehnten Ziel aber auch keinen Schritt näher gekommen. Alle Augen dürften sich daher jetzt auf das ungleich wichtigere Spiel am kommenden Mittwoch konzentrieren, wenn das Team im Halbfinale des DFB-Pokals auf Frankfurt trifft. Immerhin geht es dort darum, wenigstens die letzte halbwegs realistische Titelchance zu waren.

Doch selbst ein möglicher Pokalsieg würde kaum verschleiern können, dass im deutschen Frauenfußball eine Wachablösung im Gange ist. Man wird sich in Potsdam etwas einfallen lassen müssen, wenn man auf Dauer mit Wolfsburg und München mithalten will. JAN TÖLVA