Bundesärztekammer findet Leopoldina undemokratisch

TRANSPLANTATION Ärztefunktionäre reagieren verschnupft auf Reformpapier der Wissenschaftler

BERLIN taz | Die Bundesärztekammer hat die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina scharf angegriffen für deren Positionspapier zur Neuordnung der Transplantationsmedizin. Die Leopoldina habe ihre Forderung nach Reformen bei der Verteilung lebensrettender Spenderorgane ohne vorherige Rücksprache mit der Kammer veröffentlicht, kritisierten die Leiterin der Vertrauensstelle Transplantationsmedizin, Ruth Rissing-van Saan, und der Vorsitzende der Ständigen Kommission Organtransplantation bei der Bundesärztekammer, Hans Lilie.

In ihrer Empfehlung an Regierung und Parlament hatte sich die Leopoldina für eine Entmachtung der bisher bei der Bundesärztekammer angesiedelten Kontrollgremien zur Organvergabe und zur Wartelistenführung ausgesprochen. Statt der Kammer solle ein unabhängiges, halbstaatliches Institut mit diesen Aufgaben betraut werden, so die Leopoldina.

Das sei unfair, schimpften Rissing-van Saan und Lilie. Die Leopoldina habe ihnen als Vertreter der Kammer versprochen, vor der Veröffentlichung Stellung nehmen zu dürfen. „Dieses Verhalten der Leopoldina widerspricht den Grundprinzipien wissenschaftlichen Arbeitens und bewährten demokratischen Verfahrensregeln“, protestieren Rissing-van Saan und Lilie. Die beiden hatten im Februar als Gäste an einem Symposium der Leopoldina in Berlin teilgenommen, aus dem später das Positionspapier hervorging. Die Leopoldina widersprach: Eine derartige Absprache habe es nicht gegeben. HEIKE HAARHOFF