Neues „Neues Schauspielhaus“

THEATER Das Schauspielhaus wird 2012 erneut umgebaut. Dafür bewilligte die Kulturdeputation eine Millionen Euro. Die CDU will lieber sparen

„Künstlerisch wird das Schauspielhaus aufgewertet“, meint Michael Börgerding

Das „Neue Schauspielhaus“ des Theater Bremens wird wieder umgebaut. Es bekommt einen steiler ansteigenden Zuschauerraum für bessere Sicht und mehr Beinfreiheit auf den Plätzen. Der Rang wird abgerissen, außerdem soll die Bühnentechnik erneuert werden. Am Dienstag bewilligte die Kulturdeputation dafür 1,1 Millionen Euro.

Der Umbau wird von den 50 Million Euro an Steuergeldern bezahlt, die Bremen unerwartet mehr einnimmt. Mit der Spielzeitpause, ab Juli 2012, sollen die Bauarbeiten beginnen. Ob sie bis August 2012 abgeschlossen sein werden ist unklar. Dann beginnt die Spielzeit des Intendanten Michael Börgerding.

Der Umbau sorgt für Kritik und wurde gegen die Stimmen der CDU beschlossen. Erst 2007 war das Schauspielhaus für 1,6 Millionen Euro renoviert worden. Mit dem neuen Umbau werden die Plätze auf 199 reduziert. Bislang konnten 330 Gäste eine Vorstellung besuchen, durchschnittlich war das Schauspielhaus zu 50 Prozent ausgelastet.

Diese Reduzierung hält die CDU-Abgeordnete Elisabeth Motschmann für einen Trick, um die Auslastungszahlen zu beschönigen: „Mehr Besucher erreicht ein Theater durch die Attraktivität des Programmes, nicht durch eine andere Bestuhlung“, so Motschmann.

Für die SPD-Abgeordnete Karin Garling hingegen war die Verbesserung des Sitzkomforts dringend nötig. „Beim ersten Umbau 2007 war die Erneuerung des Zuschauerraumes nach hinten gestellt worden.“ Nun sei Geld da, um die Sanierung zu vollenden. Auf den Weg gebracht worden war der erste Umbau 2006, noch von der großen Koalition. Damals war Elisabeth Motschmann Kulturstaatsrätin. Das Foyer und Teile der Bühne waren renoviert worden. Seitdem konnte diese auf Höhe des Zuschauerparketts herabgelassen werden. Mit mäßigem Erfolg: Bei „Voyage“, dem ersten Tanztheaterstück während der Intendanz Freys, wurde dies künstlerisch eingesetzt. Nur die ersten Reihen aber hatten dabei gute Sicht. Danach blieb die Bühne oben.

Zur Kritik Motschmann sagte der Grünen-Abgeordnete Carsten Werner: „Sie und der damalige CDU-Kultursenator Jörg Kastendiek hatten Herrn Frey nach Bremen geholt. Und der hat beim Umbau vor allem auf die Optik gesetzt.“ Der künftige Intendant, Michael Börgerding, sagte zur taz: „Künstlerisch wird das Schauspielhaus nun aufgewertet, die Produktionen in einem kleineren Haus werden experimenteller und zeitgemäßer“. Auch Betriebskosten würden eingespart. Kulturressort-Sprecher Heiner Stahn betont, durch neue Technik würden Bühnenumbauten verkürzt und eine höhere Dichte an Veranstaltungen erreicht. Außerdem sei man bei einer Bestuhlung für unter 200 Personen sei man nach Veranstaltungsrecht nicht mehr verpflichtet, einen Feuerwehrmann und eine Bühnenmeister allein für ihre Anwesenheit zu bezahlen. jpb