Kalter Krieg mit dem Iran

KRISE London weist Irans Diplomaten aus, Berlin ruft Botschafter aus Teheran zurück

LONDON/BERLIN dapd/dpa | Der diplomatische Konflikt zwischen Großbritannien und dem Iran hat sich ausgeweitet. Einen Tag nach der Erstürmung der britischen Botschaft in Teheran durch iranische Demonstranten verwies die Regierung in London am Mittwoch alle iranischen Diplomaten des Landes. Sie bekamen 48 Stunden Zeit zur Ausreise. Der Iran wiederum weist nach Medienberichten seinerseits alle britischen Diplomaten aus. Sie müssten das Land „binnen Stunden“ verlassen, meldete die iranische Agentur Fars am Abend.

Auch andere Staaten reagierten auf die Erstürmung der britischen Botschaft in Teheran. Norwegens Außenministerium teilte mit, es habe seine Vertretung in Teheran aus Sicherheitsgründen geschlossen. In Berlin rief Bundesaußenminister Guido Westerwelle den deutschen Botschafter aus Iran zurück.

Weitere Schritte sollen am Donnerstag bei einem Treffen der EU-Mitgliedstaaten erörtert werden. Zur Begründung der britischen Maßnahmen sagte Hague, anzunehmen, der Angriff auf die britische Botschaft habe ohne Unterstützung der iranischen Machthaber stattfinden können, sei wirklichkeitsfremd.

Die iranische Regierung verurteilte zwar das „inakzeptable Verhalten“ der Demonstranten, Parlamentspräsident Ali Laridschani zeigte aber Verständnis: Der Zorn der Studenten sei Folge „von mehreren Jahrzehnten Dominierungsversuchen Großbritanniens“, sagte er.

Der Parlamentspräsident verteidigte einen Parlamentsbeschluss vom vergangenen Sonntag, die Beziehungen zu London herunterzufahren. Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat sich dazu bislang nicht geäußert, während einige seiner Repräsentanten diese Entscheidung öffentlich kritisiert haben.

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