Kulturelles Umtopfen

HAUSHALT Freie Theaterprojekte bekommen mehr und länger Geld – bluten müssen andere Sparten

Die verbliebenen 400.000 Euro müssen sich kleine Festivals und Crossover- Projekte teilen

Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) verschiebt den Fokus. Zwar nur ein wenig, aber die Betroffenen werden es spüren: Vom kommenden Jahr an werden 100.000 Euro aus dem Topf „Besondere Kulturförderung“ in die „Förderung besonderer Theateraktivitäten“ verlagert. Das hat die Bürgerschaft am Donnerstag beschlossen.

Hintergrund sei, sagt Behördensprecher Enno Isermann, dass der „Kulturförderung“-Titel nur kurzfristig Geld ausschütte – für das jeweilige Jahr. Bei der „Förderung besonderer Theateraktivitäten“ dagegen könne Geld gleich für drei Jahre beantragt werden. Und eine längerfristige Förderung wünsche sich die freie Tanz- und Theaterszene ausdrücklich, wie die jüngste Potenzialanalyse ergeben habe.

Festzustellen bleibt, dass einer der beiden Töpfe schrumpft. Die verbliebenen 400.000 Euro müssen sich kleine Festivals und Projekte aller Sparten teilen. Das betreffe auch Crossover-Projekte wie die „Konspirativen Küchenkonzerte“, sagt Christa Goetsch, kulturpolitische Sprecherin der GAL. „Die Kulturbehörde hat uns gesagt, dass die sich in derjenigen Fachbehörde bewerben sollen, der der überwiegende Teil des Projekts zuzurechnen sei“, sagt sie verwundert. Ab 51 Prozent Musik-Anteil wende man sich also ans Musikressort?

Vielleicht löst sich das Problem ab Januar 2013 auch von selbst – dann sollen Hoteliers fünf Prozent des Übernachtungspreises als „Kulturtaxe“ an die Stadt zahlen. Zehn Millionen Euro soll das einbringen, andernorts hat die Hotellerie allerdings erfolgreich gegen derlei geklagt.

Abgesehen von diesen juristischen Finessen ist noch unklar, welcher Anteil der Einnahmen der Kultur zugute kommen soll – und wie viel dem Stadtmarketing. Hier hat sich bislang weder die Kultur- noch die Wirtschaftsbehörde festgelegt. PS