Das Buchladen-Restaurant

NACHLESEN Vor fünf Jahren hat die gebürtige New Yorkerin Martina Olufs im Hamburger Karolinenviertel den einzigen Kochbuchladen der Stadt eröffnet. Mittlerweile gibt es hier mehr als 3.000 Titel. Angefangen hat alles mit der Leidenschaft für Kochbuchabteilungen

„Wir nehmen uns jeden Mittag ein neues Buch vor“

Kochbuchhändlerin Martina Olufs

VON ILKA KREUTZTRÄGER

Heute Mittag gab es geräucherten Fisch. Der Geruch hängt noch zwischen den Büchern, auch wenn die letzten Gäste schon beim Kaffee und die beiden Köche beim Aufräumen angekommen sind. „Durch Fischgeruch müssen wir manchmal alle Mann durch“, sagt Martina Olufs, holt Cappuccino aus der offenen Küche und setzt sich an einen der Tische vor das raumhohe Regal, voll mit Kochbüchern – von der „Marmeladen Bibel“ über „Hot + Spicey“ bis zur „Knödel-Küche“. „Wir nehmen uns jeden Mittag ein neues Buch vor und so können wir dann auch tatsächlich sagen, welche Kochbücher gut funktionieren oder eben nicht.“ Heute gab es Fisch „Teriyaki-Style“ von Japans bekanntester Kochbuchautorin Harumi Kurihara, gestern Backhendl à la Schuhbeck.

Vor fünf Jahren hat Olufs mit dem Koch-Kontor den einzigen Kochbuchladen Hamburgs eröffnet. Sie wollte von Anfang an den Buchladen mit Kochkursen und einem Mittagstisch kombinieren und hat lange nach einem Laden gesucht, in dem das möglich ist. Fündig wurde sie im Karoviertel gegenüber der Messe: rund 120 Quadratmeter, aufgeteilt in zwei Bereiche. Unten sieht es mehr nach Buchladen aus, und schon von draußen kann man durch die wintergartenartige Fensterfront die weißen Regale und Tische voller Kochbücher sehen. Über ein paar Stufen geht es in den zweiten Bereich: weiße Holztische, eine U-förmige Küche mit Kochinsel und „Home, sweet Home“ am Dunstabzug, dazu Bücher – angefangen hat sie mit 500 Titeln, mittlerweile sind es über 3.000.

Mittags kommen fast nur Stammgäste. Heute waren etwa 50 Leute da, so viel ist nicht jeden Tag los. „Ich lasse ungern Leute gehen, ohne wenigstens kurz Hallo gesagt zu haben“, sagt sie, als sich eine Gruppe zum Gehen bereit macht, springt auf und läuft die paar Stufen hinterher Richtung Ausgang.

Olufs wurde 1971 in New York geboren. Ihre Eltern sind Föhrer, gingen nach New York und wurden dort ein Paar. Als Martina drei Jahre alt war, kamen ihre Eltern zurück auf die Nordseeinsel. „Auf Föhr ist es ganz normal, dass alle wie verrückt in die USA fahren, dort eine Weile leben und Verwandte haben“, erzählt Olufs. „Ich bin in Wyk auf Föhr zur Schule gegangen und wir waren damals, glaub‘ ich, zwölf Kinder mit amerikanischer Staatsangehörigkeit in einer Klasse.“

Sie hat das Leben in den USA auch ausprobiert. Mit 19 Jahren ging sie für ein Jahr nach Florida, lernte dann aber in Hamburg Reisekauffrau. Später hat sie noch drei Jahre in Kalifornien gearbeitet und Reisen für europäische Touristen organisiert. „Ich habe geguckt, ob ich dort bleiben will und hatte ein nettes schönes Leben“, sagt Olufs. „Aber ich hänge schon sehr an meiner Familie und bin hier verwurzelt.“ Also kam sie zurück nach Hamburg und arbeitete ein paar Jahre für Event-Agenturen, nichts, was sie ihr Leben lang tun wollte.

„Ich habe schon immer viel in den Kochbuchabteilungen herumgestöbert, und irgendwann erzählte mir jemand von einem Kochbuchladen in Berlin“, sagt sie. Damit fing es an. Sie fuhr von Laden zu Laden, war in Wien in einem ganz kleinen Kochbuchladen mit eigener Küche und in London, wo es einen solchen Laden seit den 80er-Jahren gibt.

Olufs fuhr überall hin, aß zu Mittag und war begeistert: „In London haben sie mittags aus einem Buch gekocht, das man dort kaufen konnte und da dachte ich, das will auch gern haben.“ Dieses Mischkonzept garantiert mittlerweile den Erfolg des Ladens, denn vom Verkauf der Kochbücher allein könnte sie nicht überleben. „Es gibt kaum Laufkundschaft, und unsere Stammgäste können natürlich nicht jeden Tag ein Kochbuch kaufen.“

Es ist fast drei, als der Laden leer und die Küche geputzt ist. „Jetzt kommen nur noch vereinzelt Leute her, das Hauptgeschäft ist schon mittags und heute Abend haben wir dann eine Weihnachtsfeier“, sagt Olufs. Die meisten Leute kochen mittlerweile bei diesen Feiern selbst, auch wenn sich hier bekochen lassen könnten. „Das ist nicht nur so ein stumpfes Nebeneinandersitzen und Essen, sondern das ist schon etwas interaktiv, ich mag das“, sagt Olufs. Und es passt zum Laden.

Koch-Kontor, Karolinenstraße 27, Hamburg. Geöffnet Montag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr und Samstag von 11 bis 17 Uhr. Ab 12 Uhr gibt es einen täglich wechselnden Mittagstisch aus Kochbüchern, die es im Laden zu kaufen gibt. Abends gibt es regelmäßig Kochkurse mit wechselnden Köchen zum Preis von 75 bis 85 Euro pro Person. Mehr Informationen: www.koch-kontor.de