„Dichter an eine Emotion“

LESUNG Eike Besuden und Erik Roßbander stellen Gedichte, Fotos & Briefe der Familie Bamberger vor

■ 66, Filmemacher. Sein Doku-Drama „Aufgeben? – Niemals!“ über die Bamberger erschien 2012.

taz: Herr Besuden, wieso sollte mich die Geschichte der Familie Bamberger interessieren?

Eike Besuden: Weil sie hochspannend ist. Obwohl Julius Bamberger und seine Familie als Juden verfolgt wurden, ihr Besitz geklaut wurde und sie aus Bremen ins Exil mussten, hat er sich nie in die Opferrolle zurückgelehnt. Er ist immer wieder aufgestanden. Das ist vorbildlich.

Bamberger hatte einst das modernste Kaufhaus Bremens …

Klaus Hübotter hat es wieder aufgebaut. Heute lehrt darin die Volkshochschule und das Haus trägt wieder den Namen Bamberger – ein würdiges Denkmal.

Sie haben die Geschichte verfilmt. Wie wichtig war Ihnen, auch die Täter zu thematisieren?

Es gab vor allem Wilhelm Parchmann: einen SS-Mann, der Julius Bamberger immer wieder verhaftet hat. Er war wirklich einer von den Bösen, hat Bamberger aber auch vor der letzten Verhaftung bewahrt, indem er ihm riet, die Stadt zu verlassen. Das macht die SS nicht besser, aber muss erzählt werden.

Warum wählten Sie das Genre des Doku-Dramas?

Es eignet sich, vor allem jungen Leuten komplizierte Stoffe näherzubringen. Neben gespielten Szenen zeige ich dokumentarisches Material und lasse die Nachfahren von heute zu Wort kommen.

Ist die Vermischung von Fiktion und Dokumentation nicht problematisch?

Ich finde das nur dann problematisch, wenn mir nicht klar gemacht wird, dass etwas gespielt ist. Aber mit einer nachgestellten Szene komme ich dichter an eine Emotion, die damals eine Rolle gespielt hat. Es sind trotzdem keine fiktiven Geschichten: Alle gespielten Szenen sind so beschrieben worden – meist von Julius Bamberger in seinem Tagebuch.  INTERVIEW: JPB

19.30 Uhr, Bamberger Haus, Faulenstraße 69, Raum 701