Was tun in Hamburg?
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■ Do, 19. 2., 18 Uhr, Kunstverein

Neue Natur

Fakt und Fiktion – immer neue Verbindungen gehen sie schon seit 25 Jahren in den innovativen Spielfilmen Robert Bramkamps ein. Mit Alexander Kluge, mit Friedrich Kittler, Jean-Marie Straub, Danièle Huillet oder Thomas Pynchon wird der 53-jährige Regisseur und Drehbuchschreiber in einem Atemzug genannt. Ein experimenteller Spielfilm zwischen Science-Fiction und Kunstszene, dazu ein medienübergreifendes Projekt, das neben dem Film eine TV-Mockumentary, ein Internet-Portal mit kollektiver Narration sowie weitere New-Media-Anwendungen entwickelt. All das ist Bramkamps dreijähriges Kunstprojekt „Art Girls“. Im Film beteiligen sich drei Berliner Künstlerinnen (gespielt von Inga Busch, Megan Gay und Jana Schulz) an einer Gruppenausstellung. Die aber wurde von zwei Zwillingen (beide gespielt von Peter Lohmeyer) nur als Deckmantel für ein Experiment zur „Biosynchronisation“ initiiert: Verstrahlte Testsubjekte mit erweiterten Performance- und Kooperationsfähigkeiten sollen temporär in einem riesigen einzigen Wesen verschmelzen. Aber das Experiment nimmt einen ungeahnten Lauf: Eine „neue Natur“ entsteht, die die ganze Welt und all ihre Bewohner erst mal in die Katastrophe stürzt.

Aber dann entwickelt sich doch alles noch mal ganz anders und endet in einer freundlich-verrückten positiven Utopie. In „Neue Natur – Art Girls intern“ dokumentiert Bramkamp die Entstehung des Films in einer Mischung aus Science-Fiction-Doku und Mockumentary. Am Donnerstag stellt Bramkamp den Film im Kunstverein vor und diskutiert auf dem Panel danach mit dem Filmkritiker Georg Seeßlen, der Künstlerin Susanne Weirich und der Kunsttheoretikerin Michaela Ott.

■ Do, 19. 2., 20 Uhr, Kampnagel

Weltraummüll

Äußerst experimentierfreudig ist das Hamburger Musiktheater „opera silens“ schon seit 1997. Schließlich sei das Musiktheater „zu vielgestaltig und kostbar, um es Künstlern zu überlassen, die sich ausdrücken wollen“. Vor zwei Jahren begeisterte die Gruppe um Regisseur Hans-Jörg Kapp mit ihrer ungewöhnlichen Kafka-Interpretation „Josefine singt“, nun präsentiert sie mit „Himmelsmüll“ eine Weltraumoper: Was passiert mit all den in die Jahre gekommenen Gesellschaftsutopien, wenn man sie ins All schießt und dort mit Festkörperphysik, dem Rechtswesen und einem aller Gravitation enthobenen Finanzkapitalismus kollidieren lässt? Drei Astronauten durchkreuzen mit ihrem Raumschiff den Orbit, um den Weltraumschrott zu entsorgen. Aber es ist einfach zu viel Müll. Und dann gerät der Mutterkonzern auch noch in wirtschaftliche Schräglage. Dazu gibt es musikalisches Müllrecycling von Sascha Lino Lemke.

■ Sa, 14. 2., 11.30 Uhr, Literaturhaus

Familiensaga

Es ist eine ebenso akribisch recherchierte wie spannend erzählte Familiensaga, die Nino Haratischwili in ihrem 1.300 Seiten umfassenden Roman „Das achte Leben (für Brilka)“ erzählt: Im Georgien des Jahres 1900 beginnt die Geschichte, die mehrere Generationen umfasst und bis ins Berlin des Jahres 2005 reicht; in Georgien herrscht Bürgerkrieg und die zwölfjährige Brilka kehrt nach einer Reise in den Westen nicht mehr zurück. Am heutigen Samstagvormittag stellt Haratischwili den Roman beim Lesefrühstück des Literaturzentrums vor.  MATT