Wille zur Macht

MDR Der Skandalsender hat eine neue Intendantin

Karola Wille ist neue Intendantin des MDR. Mit 32 zu 7 Stimmen erreichte sie problemlos die notwendige Zweidrittelmehrheit im Rundfunkrat der Dreiländeranstalt (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen). Wille, seit 1991 beim Sender und derzeit juristische Direktorin und stellvertretende Intendantin, galt von Anfang an als interne Favoritin. Natürlich gibt es weiterhin viele, denen das Ergebnis nicht passt. Der sächsischen wie der thüringischen CDU zum Beispiel, die schließlich ihren Kandidaten vor einem Monat schon so gut wie durchgesetzt glaubte. Doch die Wahl im Rundfunkrat wurde für Bernd Hilder, den Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung (LVZ), zum Desaster: Mehr als zwei Drittel des eigentlich mit Unionssympathisanten gut bestückten Gremiums stimmten nicht für Hilder – sondern gegen ihn. Und waren hinterher auch noch stolz drauf, weil sie dem Druck der Politik widerstanden hatten.

Vielleicht deshalb hatte sich Thüringens CDU-Fraktionschef Mike Mohring auch am Samstag vor der Wahl nochmal ausgekotzt passenderweise in Hilders LVZ: Der MDR sei „in einem erschütternden Zustand“, heißt es da. „Das ganze Ostalgie-Gehampel ist sowieso nicht mehr zum Anschauen“, sagt Mohring. Unter dem bei der CDU eigentlich stets wohlgelittenen Intendanten Udo Reiter, der nun offiziell aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig abtritt, habe sich eine Struktur entwickelt, die „sich der Kontrolle der Aufsichtsgremien entzogen“ und zu den diversen Skandalen geführt habe. Wille sei aber die falsche Nachfolgerin, insinuiert der CDU-Mann: „Es hätte dem MDR gut getan, wenn jemand von außen den MDR in eine neue Zeit geführt hätte.“ Reiter selbst kriegt so richtig sein Fett weg: „Im guten Abgang zeigt sich der Erfolg der Arbeit. In diesem Fall wäre der Abgang besser ein paar Jahre früher erfolgt“, sagt Mohring, der auch im Rundfunkrat sitzt – und dort bislang nicht als großer Kontrolleur der Anstalt oder ihres Intendanten aufgefallen ist. STG