Einvernehmlich mutig

Sehenswerte Bilanz: Der Senatsbaudirektor Uwe Bodemann wandert nach Hannover ab. In Bremen hat er Spuren hinterlassen. Eine Würdigung seines Werks – und ein Plädoyer für den Erhalt des Amtes

EBERHARD SYRING, 56, ist Professor für Architekturtheorie und leitet das Bremer Zentrum für Baukulur (b.zb)

von EBERHARD SYRING

Ende des Jahres verlässt Uwe Bodemann Bremen, um sich in Hannover als Stadtbaurat einer neuen Herausforderung zu stellen. Wenn man sagt, die Tätigkeit eines Senatsbaudirektors hinterlasse Spuren in Stadtbild, so ist die Bilanz der Ära Bodemann sicher sehenswert. Beispiel Stephani-Viertel, Beispiel Überseestadt: städtebauliche Problemfelder, die in der Zeit Bodemanns auf einen guten Weg gebracht wurden.

Solche Entwicklungen sind nicht das Werk einer Person, unterstreichen aber nachdrücklich die Bedeutung der Rolle eines Senatsbaudirektors, nämlich Mittler, Moderator zu sein zwischen Politik, Wirtschaft, Architekten und Öffentlichkeit. Als ranghöchster Fachvertreter des Bausenators spielen für ihn in diesem Prozess die Belange der Architektur und Planungskultur allerdings eine besondere Rolle.

Da in absehbarer Zeit der Posten neu vergeben wird, stellt sich die Frage nach den Erwartungen, Wünsche und Hoffnungen seitens der bremischen Architekten und Planer. Eine Person mit einem deutlichen Profil, die auch den Konflikt nicht scheut, wäre gut, meint Wolfgang Hübschen. Für den Vorsitzenden des Bundes Deutscher Architekten in Bremen ist der fachliche Schwerpunkt dieses Amtes wichtig als Gegenpol zum vermuteten Umwelt-Schwerpunkt beim neuen Senator Reinhard Loske.

Gerade in diesem Zusammenhang wäre es gut, den Senatsbaudirektor wieder als Staatsrat zu installieren, wie einst, um auch politisch stärker die Belange der Baukultur vertreten zu sehen. Auf jeden Fall sollte er mit einer langfristigen Arbeitsperspektive und klaren Tätigkeitsprofil ausgestattet sein. Die Doppelfunktion als Senatsbaudirektor und Chef des Planungsamtes hält Hübschen für unglücklich: zwischen der perspektivischen und der pragmatischen Ausrichtung der beiden Teiljobs könne ein Dauerkonflikt entstehen.

Ganz besonders am Herzen liegt dem Architektenvertreter das Wettbewerbswesen. Es wäre schön, wenn man an städtebaulich wichtigen Orten über mehr als eine Lösung diskutieren könnte. Hier gab es gute Ansätze. Bei der Weserspitze, dem Jahn-Tower und bei dem gläsernen Eckbau am Altenwall ist man aber wieder davon abgerückt.

Auch für Architektenkammerpräsident Michael Frenz sind Vergabepraktiken und Wettbewerbsverfahren zentrale Stichworte. Er betont noch einmal die gute Lösung, die in Kooperation mit Bodemann entstanden sei. Sein Wunschkandidat sollte die richtige Balance finden zwischen Impulsen von außen und Pflege der lokalen Potenziale. Das gelte insbesondere für den Nachwuchs. Hier sieht Frenz Handlungsbedarf. Eine Fähigkeit zum Ausgleich sollte sich auch in anderen Punkten beweisen.

Muss ein Baudirektor polarisieren? Nein, meint Frenz, es geht um einvernehmliche Lösungen. Gleichwohl sollte er die Souveränität haben, über politische Opportunitätserwägungen hinaus, mutige Entscheidungen zu treffen.