Syrische Botschaften gestürmt

DEUTSCHLAND Gegner des Assad-Regimes besetzen aus Protest gegen die Ermordung des Oppositionsführers Maschaal Timo die syrischen Vertretungen in Berlin und Hamburg

BERLIN taz | In der Nacht zum Sonntag sind in Berlin rund 30 Demonstranten in die syrische Botschaft eingedrungen. Sie brachen ein Tor im Zaun auf und drangen dann in das Gebäude ein, wie ein Polizeisprecher erklärte. Im Haus seien sie auf den dort wohnenden syrischen Botschafter getroffen. Der Botschafter blieb unversehrt. Eine ähnliche Zahl von Demonstranten zerstörte in Hamburg die Eingangstür des syrischen Konsulats. Im Innern zerschlugen sie Fensterscheiben und hängten Plakate aus den Fenstern mit der Aufschrift: „Assad, hör auf, unschuldige Menschen zu töten!“ Die Polizei nahm in Hamburg vier Personen fest.

In Genf stürmten am Samstagnachmittag fünf Personen in die syrische UN-Mission. Dort hatten zuvor 30 bis 40 Kurden aus Syrien demonstriert. Die Eindringlinge kamen über ein Baugerüst in die UN-Mission. Auch in Wien demonstrierten 20 Menschen vor der syrischen Vertretung.

Anlass der Proteste war die Ermordung des syrisch-kurdischen Oppositionspolitikers Maschaal Timo. Der 53-Jährige war am Freitag in seinem Haus in der Protesthochburg Kamischli von Unbekannten erschossen worden. Bei seiner Beisetzung am Samstag eröffneten Soldaten das Feuer auf den Trauerzug und töteten mindestens fünf Personen. An der Beisetzung nahmen rund 50.000 Menschen teil.

Der Kurdenpolitiker Timo war einer der Organisatoren der Proteste in Kamischli gegen das Assad-Regime. Zuvor hatte er aus politischen Gründen zwei Jahre im Gefängnis gesessen. Zuletzt war er vor gut einer Woche in Istanbul in das Exekutivkomitee des syrischen Nationalrats gewählt worden.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle äußerte sich bestürzt über die gezielte Ermordung Timos. „Er hatte den Mut, ein neues Syrien zu fordern, das auf Freiheit, Demokratie, Toleranz und Menschenwürde gründet, und war zu einem Vorbild für viele Syrer geworden.“ Auch die EU verurteilte die Ermordung Timos. An diesem Montag befasst sich der EU-Außenministerrat mit der Lage in Syrien. GB

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