Beleidigung des Propheten

Die Reaktionen in Indonesien pendeln zwischen Vorsicht und versuchter Rechtfertigung

Auch die indonesischen Medien haben auf die Anschläge reagiert. Indonesien ist das Land mit der zahlenmäßig größten muslimischen Mehrheit der Welt. Die meisten Zeitungen des Landes machen mit der Verurteilung der Gewalt auf, oftmals mit einer Sicherheitswarnung für die einheimische Bevölkerung. Die ersten Meldungen über den Anschlag deklarierten die Täter als „Bewaffnete“, ohne jede Verbindung zum Islam zu nennen.

Mit Fortlauf der Ereignisse tauchten neben den Meldungen Linklisten zu Artikeln über Charlie Hebdo auf, so unter anderem bei Tempo.co. Karikaturen wurden allerdings keine gezeigt. Die erste Seite, die eine Verbindung der Täter zum Islam nannte, war Tribunenews.com. Außenminister Retno Marsudi verurteilte in einem Interview die Anschläge aufs Entschiedenste, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass das Satiremagazin „des Öfteren beleidigende Kommentare zu Religion und Politik“ veröffentlicht habe.

Daraufhin nannten auch andere Medien diese Verbindung, allerdings eher im Zuge der Berichterstattung über Anschläge auf Moscheen infolge der Attacken auf Charlie Hebdo. Islampos.com brachte als einziges Portal ein Interview mit einem Medienjournalisten: „Die Menschen verurteilen die Anschläge, ohne auf die wahren Hintergründe zu schauen“, so M. U. Salman. „Man hat gesehen, wie arrogant sich Charlie Hebdo gegenüber dem Propheten Mohammed verhalten hat. Auf Beleidigung des Propheten steht normalerweise die Todesstrafe.“

Entsprechende Einordnungen in Leitartikeln etc. lassen hingegen noch auf sich warten. Das Thema ist in Indonesien wohl zu heiß; mit Kommentaren ist man entsprechend vorsichtig. Die Mehrheit der Bevölkerung jedoch verurteilt die Anschläge als „Terrorakt“, der auch ein Angriff auf ihren Glauben darstellt. EDITH KOESOEMAWIRIA