Dinge des Jahres

1. Die Klobürste hat in Hamburg eine steile Karriere als Protest-Requisit gemacht. Zum Symbol geworden war das Hygiene-Werkzeug durch die Arbeit des Untersuchungsausschusses zur Kostenexplosion bei der Elbphilharmonie. Der hatte aufgedeckt, dass für die schicken Klos im schicken Musentempel auch schicke Klobürsten zum Stückpreis von 291,97 Euro vorgesehen waren – weil nur die geeignet sind, Upperclass-Kacke samt Koksrückständen rückstandslos wegzuschrubben.

2. Die Atomfässer im Atomkraftwerk Brunsbüttel sind ganz schön rott: 154 der bislang untersuchten 573 Behälter mit schwach- und mittelradioaktivem Müll sind stark beschädigt. Vom Blech ist Stellenweise kaum noch etwas übrig. Ein Konzept, wie sie trotzdem aus dem Keller geholt werden können, hat der Konzern Vattenfall beim schleswig-holsteinischen Energieministerium eingereicht, wo es gerade geprüft wird. Insgesamt liegen in sechs Kavernen mindestens 630 Fässer. Im neuen Jahr soll mit der Bergung begonnen werden.

3. Die Krickente ist eine Gefahr und ein Teufelsvogel. Denn die mittlerweile auch in einem ähnlichem Stall im niedersächsischen Kreis Cloppenburg festgestellte H5N8-Vogelgrippe war in einer Mastanlage für 20.000 Puten im Kreis Greifswald ausgebrochen. Zum Glück aber hat ein Jäger 160 Kilometer weiter nördlich auf Ummanz eine Krickente erlegt, die mit H5N8-Viren belastet war. Und das, obwohl das tot geborgene Tier „selbst keine Krankheitssymptome aufwies“, wie die Neue Osnabrücker Zeitung berichtete: Die Krickente ist schuldig im Sinne der Anklage.

4. Die Spuckschutzhaube gehört seit September 2014 zur Ausstattung jedes Bremer Funkstreifenwagens: Die „Pol-I-Veil-Gesichtshaube weiß“ ist dazu da, um sie Festgenommenen über den Kopf zu ziehen, wenn sie PolizistInnen bespucken. Das Modellprojekt wird stark kritisiert, weil die Hauben an Bilder von Guantánamo-Gefangenen erinnern, auch liegen gar keine validen Statistiken über die Häufigkeit von Spuckattacken vor. Ein Jahr lang sollen die Hauben erprobt werden. Die Polizei ist schon jetzt begeistert.