nebensachen aus johannesburg und nairobi
: Gefährliche Metropolen

„Ach, da kann es doch gar nicht gefährlich sein, denn Johannesburg ist ja schließlich die Metropole der Mörder und Diebe.“ Mit ähnlichen Sprüchen nehmen Journalisten in Südafrika vor ihren Reisen in andere Länder gern Abschied und machen ironische Witze. Hat doch auch gerade die neue Statistik zur Kriminalität nicht nur Gefahren bestätigt, sondern obendrein gemeldet: Erstmals seit 1994 gibt es sogar wieder einen Anstieg bei den Morden und Raubüberfällen in Südafrika. Als wenn 50 Ermordete pro Tag nicht genug wären. Die Regierung wundert sich inzwischen auch und hat eine Studie in Auftrag gegeben, um herauszufinden: Warum sind Südafrikaner so gewalttätig? Psychologen kümmern sich ja bereits um die vielen Polizisten, die traumatisiert und moralisch am Ende sind ebenso wie um die Polizistenwitwen, die den Tod oder – immer häufiger – Selbstmord ihrer Männer beklagen.

Die Annahme, dass es in puncto Sicherheit in anderen Städten ganz entspannt zugeht, erwies sich beim jüngsten Besuch in der kenianischen Hauptstadt Nairobi als Irrtum. Spätestens seit täglich irgendwo auf einer Zufahrtsstraße die schweren, rostigen Ketten mit den Riesennägeln als Straßensperre auftauchten und für Stau sorgten, war klar: Die haben ein Problem mit der Sicherheit. Oder tun nur so. Denn meistens winken die Polizisten den heranfahrenden Wagen weiter. Dabei schwingen sie leicht die geschulterte alte AK 47. Die sieht man in Johannesburg eigentlich nie, nur auf dem Schwarzmarkt oder wenn wieder ein Geldtransporter überfallen wird. Besonders darauf sind die Täter scharf: Banken und Autos. Alles gut organisiert, mit Aufträgen von internationalen Syndikaten, die Autos bestellen und nach dem Highjacking in Teile zerlegt über die Grenzen außer Landes schaffen.

Aber die tauchen doch nicht etwa in Nairobi auf? Der Polizist, der in den Kofferraum guckt, klappt ihn gleich wieder zu, nachdem er die schwere Tasche dort drinnen kurz angehoben hat. Er tippt ans rote Barett, und die Fahrt geht weiter. Bis zur nächsten Nagelreihe. Froh, den Kontrollen für eine Weile zu entkommen, wünscht man sie sich fast herbei, wenn nachts auf dunkler Straße im Vorort das Taxi nach nur wenigen Metern Fahrt verdächtig knallt: „Keine Sorge, wir sind sicher“, grinst der Fahrer und macht sich an die Arbeit. Er bockt das Auto hoch, um den Platten zu reparieren. Passiert ihm öfter, meint er. „Kannst ruhig die SMS fertig schreiben“, ruft er gelassen durchs Fenster. In Johannesburg wäre einem da schon ziemlich mulmig. Will er das Handy? Sex? Geld?

Überall in Nairobi sieht man Wachmänner und Patrouillen mit Waffen, verstärkt nach dem Bombenanschlag nahe der US- Botschaft vor einigen Wochen. Mit Auftakt des Präsidentschaftswahlkampfs am Jahresende befürchten viele Einwohner: „In Kenia ist man nicht mehr sicher.“ Übertrieben oder nicht, zurück in Johannesburg sieht man auch ständig Polizisten. Sie machen Jagd auf Knöllchen.MARTINA SCHWIKOWSKI