Zwang zum Bekenntnis

Humanisten bekommen schulfreien Tag

VON ANNA LEHMANN

Das ist ein schöner Lobbyerfolg für den Humanistischen Verband. Die Schulverwaltung hat den vom Verband zum Feiertag erklärten „Welthumanistentag“ als quasi religiösen Festtag geadelt, indem sie ihn namentlich in die Ausführungsvorschriften des Schulgesetzes aufgenommen hat. Am 21. Juni können SchülerInnen humanistischer Gesinnung unterrichtsfrei nehmen.

Das hebt den Verband auf eine Stufe mit Religionsgemeinschaften und kratzt gleichzeitig an seiner Glaubwürdigkeit. Denn die Humanisten, die eine säkulare Auffassung vertreten und im Lebenskundeunterricht Weltoffenheit predigen, nötigen den Eltern damit ein (Un-)Glaubensbekenntnis ab, auf das diese ja eigentlich verzichten wollten. Wer sich beurlauben lassen will, muss das nämlich „glaubhaft begründen“. LehrerInnen nehmen also künftig Abwesenheitszettel entgegen, auf denen Vati erklärt, dass „Laura, ihrer nicht religiösen Gesinnung folgend, am 21.jJuni mit Fragen von Toleranz und Akzeptanz beschäftigt ist und daher nicht zur Schule kommt“.

Bestätigung für Kritiker

Weltweit wird der Welthumanistentag von gerade mal fünf Millionen Menschen gefeiert. Die Zahl der Nichtgläubigen dürfte viel höher sein. Ein eigener Feiertag mag für Humanisten-Kinder lustig und befreiend sein. Doch jene, die den Humanistischen Verband für eine Sekte und Lebenskunde für Gehirnwäsche halten, können sich bestätigt fühlen. Und ganz unrecht haben sie in diesem Fall nicht.