Ein Verfahren mit besonderem Vorspiel

Holländischer Antifaschist muss sich wegen Landfriedensbruch und versuchter gefährlicher Körperverletzung vor Gericht verantworten. Er soll bei einem Antifa-Protest einen faustgroßen Stein in Richtung Polizisten geworfen haben

Die Atmosphäre nicht gerade entspannt sein, wenn sich Kaweh K. Mittwoch vor dem Amtsgericht Wandsbek wegen „schweren Landfriedensbruchs“ und „versuchter gefährlicher Körperverletzung“ verantworten muss: Schon eine kleine Verspätung beim Prozess-Auftakt hatte dem Holländer einen Haftbefehl eingebracht.

Die Anklage wirft K. vor, am 14. Oktober 2006 im Verlauf einer Antifa-Demo gegen einen Neonaziaufmarsch in Wandsbek einen Müllcontainer auf die Straße gekippt und versucht zu haben, einen Stein zu werfen. „Daran ist er von dem Mitbeschuldigten O. gehindert worden“, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Rüdiger Bagger. Wenig später dann soll K. jedoch im Jacobi-Park, in den er vor den Wasserwerfern geflüchtet war, hinter einem Busch stehend eine Flasche sowie einen „faustgroßen Stein“ in Richtung Wasserwerfer und Polizisten geworfen haben. Verletzt wurde dabei niemand. Den Tatbestand des doppelten Landfriedensbruchs sieht die Anklagebehörde aber als erfüllt an.

Der Fall sorgte damals für Aufsehen, da gegen K. Haftbefehl erlassen worden war. Begründung: „Fluchtgefahr“, weil er Holländer sei und sich dem Verfahren entziehen könnte. Und das, obwohl er in den Niederlanden mit festem Wohnsitz in einem sozialen Umfeld eingebunden ist. Zwei Wochen lang schmorte Kaweh K. in Untersuchungshaft, bis er vom Landgericht gegen eine Kaution auf freien Fuß gesetzt wurde.

Dass sich der K. dem Prozess nicht entziehen will, dessen Anklage nach den Worten seiner Anwältin Daniela Hödl völlig „aufgebauscht“ ist, hat er am 29. Januar bewiesen: Pflichtgemäß reiste er aus Holland zum Verfahren an. Da er sich aber um ein paar Minuten verspätete, erließ die Amtsrichterin sofort wieder Haftbefehl. Diesen setzte das Landgericht am selben Tag wieder außer Kraft. KAI VON APPEN

Mittwoch, 9.15 Uhr, Amtsgericht Wandsbek, Schädlerstraße 28