„Wir freuen uns auf die neuen Studierenden“

Die Frankfurter Viadrina-Universität erleichtert den Einstieg in viele Fächer. Vizepräsidentin Janine Nuyken sagt, warum

JANINE NUYKEN, 40, ist Vizepräsidentin für Lehre, Studierende, Nachwuchsförderung und besondere Angelegenheiten von Frauen an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt.

taz: Frau Nuyken, Ihre Uni schafft für mehrere Fächer den NC ab. Wo gibt’s keine Zulassungsbeschränkungen mehr?

Janine Nuyken: Fürs kommende Semester sind das die Bachelorstudiengänge BWL, VWL, International Business Administration und der Studiengang Deutsches Recht. Zulassungsbeschränkt bleiben die Bachelorstudiengänge in Kulturwissenschaften und Internationaler BWL.

Befürchten Sie den Ansturm Berliner Studenten, die am Bewerbungsverfahren scheitern?

Befürchten wäre falsch. Es kann gut sein, dass sich der eine oder die andere dann nach Frankfurt orientiert. Wir werden ihnen die gute Lehre und Betreuung der Viadrina anbieten und sie hier zu halten versuchen, wenn sie die Leistungsanforderungen erfüllen. Wir freuen uns auf die neuen Studierenden.

Geht das nicht auf Kosten der Qualität? Das Verhältnis von Studierenden und Lehrkräften könnte sich verschlechtern.

Das kann passieren, muss aber nicht, wenn man die Gelder einsetzt, um genau dem entgegenzuwirken. Aber das ist letztlich auch ein strukturelles Problem, denn wenn die Studierendenquote insgesamt und langfristig wie in anderen Ländern erhöht werden soll, helfen keine Notmaßnahmen, sondern nur dauerhafte Investitionen in das Hochschulsystem.

Was war der Auslöser für Ihre Entscheidung? Waren in den vergangenen Jahren die Studierendenzahlen an Ihrer Uni rückläufig?

Das ist in den einzelnen Studiengängen sehr unterschiedlich, ein einheitlicher Trend lässt sich da nicht feststellen. Man merkt aber, dass sich das Annahmeverhalten der Studierenden in den letzten Jahren verändert hat. Sie bewerben sich an vielen Orten. Dadurch wächst die Diskrepanz zwischen denen, die zugelassen werden, und denen, die sich letztlich einschreiben. Daran müssen sich die Zulassungsverfahren gewöhnen.

Sinkende Studierendenzahlen sind also kein Problem?

Man muss da unterscheiden. Insgesamt sind die Studierendenzahlen nicht rückläufig. Es kommen ja auch Studierende zu Masterprogrammen, steigen quer in Programme ein, viele kommen zum Austausch aus dem Ausland und bleiben dann. Zum anderen haben Sie die Studienanfänger, die auch im Hochschulpakt gemeint sind. Das sind ausschließlich solche, die ihr erstes Hochschulsemester an der Viadrina verbringen. Hier gibt es am ehesten Probleme, in Brandenburg allerdings noch nicht.

Die Entscheidung ist also nicht als politisches Signal zu verstehen, sondern vielmehr dem Korsett des Hochschulpaktes geschuldet, der im Falle sinkender Studierendenzahlen keine Gelder vorsieht?

Wir haben das ja nicht plötzlich entschieden. Wir haben schon vor einiger Zeit damit begonnen, uns auf die schwieriger werdenden Bedingungen einzustellen, Studierende für ein Hochschulstudium zu gewinnen. Und zwar sowohl in Brandenburg als auch in der gesamten Bundesrepublik und, was für die Europa-Universität ganz entscheidend ist, im Ausland. Der Hochschulpakt unterstützt die Hochschulen zusätzlich dabei, Maßnahmen zu entwickeln, mit denen man sinkenden Studierendenzahlen entgegenwirken kann.

INTERVIEW: VEIT MEDICK