Mehr Gleise, mehr Züge, weniger Lärm

S 4 In Rahlstedt baut die Deutsche Bahn ab heute Schallschutzwände an der Strecke nach Fehmarn

„Das ist ein Erfolg, für den wir vier Jahre gekämpft haben“

CLAUS PETER SCHMIDT, INITIATIVE LÄRMSCHUTZ RAHLSTEDT

Es muss erst laut werden, bevor es leiser werden kann. Auf etwa sechs Wochen nächtlicher Bauarbeiten müssen sich die Anwohner an der Bahnstrecke nach Lübeck im Hamburger Osten einstellen. Heute Nacht beginnt die Deutsche Bahn dort mit dem Einrammen von Trägern für Lärmschutzwände. „Jetzt geht es endlich los“, freut sich dennoch der Vorsitzende der Initiative Lärmschutz Rahlstedt, Claus-Peter Schmidt: „Das ist ein Erfolg, für den wir vier Jahre gekämpft haben.“

Der Bahnstrecke stehen zwei Großprojekte bevor. Nach der eventuellen Fertigstellung eines Tunnels unter dem Fehmarnbelt muss ab etwa 2020 mit bis zu 80 zusätzlichen Güterzügen gerechnet werden, die dann durch bislang eher beschauliche Stadtteile wie Rahlstedt und Meiendorf donnern würden. Zudem soll in absehbarer Zeit der Ausbau der Strecke für die S 4 vom Hauptbahnhof über Ahrensburg bis Bad Oldesloe mit zwei zusätzlichen Gleisen in Angriff genommen werden.

Das Bundesverkehrsministerium hatte vorige Woche seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, die Trasse zu finanzieren. Die Kosten werden auf etwa 350 Millionen Euro geschätzt. Die S 4 soll mit dichtem Fahrplantakt und umsteigefreien Verbindungen die Pendlerströme aus dem Südosten Schleswig-Holsteins auf die neuen Gleise locken. Die beiden bestehenden Gleise würden dadurch von Regionalbahnen entlastet und könnten die zusätzlichen Güterzüge aufnehmen.

Zwischen diesen Plänen und dem jetzigen Bau der Lärmschutzwand gebe es aber „keine direkte Kausalität“, erklärt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Die exakte Trassenführung für die S 4 soll erst bis Ende nächsten Jahres in einer Vorentwurfsplanung ermittelt werden. Ob die Lärmschutzwände mithin in einigen Jahren wieder abgerissen und durch neue ersetzt werden müssten, die auch die zusätzlichen Gleise einschließen, sei jedoch „pure Spekulation“, so Meyer-Lovis: „Das erfolgt unabhängig voneinander.“

Der erste Bauabschnitt bis Mitte September umfasst 1,2 Kilometer nördlich des Bahnhofs Rahlstedt bis zum Höltigbaum. In den nächsten drei Jahren sollen weitere Abschnitte von fast acht Kilometer Länge durch Tonndorf, Jenfeld und Hasselbrook bis zum S-Bahnhof Landwehr folgen. Finanziert wird das 30-Millionen-Euro-Projekt aus dem Bundesprogramm zur Lärmsanierung an bestehenden Bahnstrecken. Dass vornehmlich nachts gebaut wird, weil da nicht die zahlreichen Pendlerzüge zwischen Hauptbahnhof und dem nördlichen Speckgürtel unterwegs sind, nehmen Schmidt und die Initiative klaglos hin: „Danach ist ja dann hoffentlich Ruhe.“ SMV