Sack über dem Kopp

SPUCKSCHUTZ-HAUBEN

In aller Stille ist das einjährige Modellprojekt vor zwei Monaten gestartet: Sämtliche Funkstreifenwagen der Bremer Polizei sind seit September ausgestattet mit der „Pol-I-Veil-Gesichtshaube weiß“. Sie wird Festgenommenen über den Kopf gestülpt, die PolizistInnen bespucken.

Solche „Spuckschutzhauben“ testen zu lassen, hatte Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) bereits vor zwei Jahren angekündigt. Der Innendeputation sollten Einsatzplan sowie verschiedene Hauben-Modelle vorgestellt werden, sagte er damals. Geschehen ist das bis heute nicht. Stattdessen wurde der Start des Modellprojekts nun „auf Fachebene“ beschlossen – weitgehend unbemerkt etwa vom innenpolitischen Sprecher der Grünen, Björn Fecker: Er sagte der taz, ihm sei nicht einmal das Modell bekannt, das nun getestet werde. Rolf Gössner, der für die Linken im Innenausschuss sitzt, war ebenfalls nicht informiert.

Auch Sükrü Senkal, innenpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, wusste lediglich „von einem Erlass des Innensenators, durch den aufgrund gestiegener Spuckattacken auf Polizisten der Einsatz erlaubt wurde“. Von der Testphase eines bestimmten Modells wisse er nichts, so Senkal: Er gehe davon aus, dass noch immer nach einer Alternative zur Kopfabdeckung gesucht werde.

Nicht nur der Sozialdemokrat hatte sich 2012 deutlich gegen den „Sack über’m Kopp“ ausgesprochen. Außer bei der CDU stieß die Forderung der Gewerkschaft der Polizei (GdP) fraktionsübergreifend auf große Skepsis. Zu sehr erinnerte manches Hauben-Modell an die Bilder von Gefangenen in Guantánamo. Auch lagen keine validen Statistiken über den tatsächlichen Anstieg von Spuckattacken auf PolizistInnen vor.

Nun aber ist mit der „Pol-I-Veil-Gesichtshaube weiß“ ein neues Modell auf dem Markt, das laut Innenbehörde „sehr ordentlich“ aussieht: Es besteht aus weißer Baumwolle und ist im Gesichtsbereich nahezu transparent. Die Haube darf nicht präventiv eingesetzt werden, sondern erst dann, wenn der Delinquent spuckt, das ankündigt oder der Polizei einschlägig bekannt ist. Vier Hauben-Einsätze habe es seit September gegeben, erklärt eine Sprecherin der Innenbehörde, „und alle waren problemlos“.  SCHN