NEBENSACHEN AUS COSTA RICA VON RALF LEONHARDCOSTA RICA VERWEIGERT EINER NICARAGUANERIN EIN VISUM
: Rückreise mit Hindernissen

Die Nicaraguanerin Indiana B. besuchte jüngst ihre in Wien lebende Tochter, um drei Monate bei der Betreuung ihrer Enkelin zu helfen. Reisen nach Europa sind für Menschen aus Lateinamerika nicht einfach. Sie brauchen eine polizeilich bestätigte Einladung, Versicherung, Einkommensnachweis und Rückreiseticket. Bis Wien ging alles gut. Voller Tücken war aber die Rückreise nach Nicaragua. Denn Indiana B. musste über Bogotá und San José, die Hauptstadt von Costa Rica, fliegen.

Costa Rica ist ein Land, das den Tourismus groß schreibt. Urlaubern aus Europa, den USA oder Kanada wird der rote Teppich ausgerollt. Menschen aus dem benachbarten Nicaragua sind weniger willkommen. Selbst für den Transit brauchen „Nicas“ ein teures Visum.

Das Visum für die Rückreise konnte Indiana B. nicht zeitgerecht – zwei Monate vor Abflug – beantragen, da der Konsul in Wien auf Urlaub weilte und keine Vertretung hinterlassen hatte. Als er kam, bestätigte er, dass er selbst nur für Menschen mit Wohnsitz in Österreich zuständig sei. Er müsse den Antrag ans Ministerium in San José weiterleiten, deswegen die lange Frist.

Trotzdem erklärte er sich bereit, die Papiere entgegenzunehmen. Neben einem Ausreiseticket und der Garantie, 500 Dollar Bargeld mitzuführen, wurde der Reisenden ein Brief abverlangt, in dem sie ihren Reisezweck darzulegen hatte: also den Flieger nach Nicaragua zu besteigen. Wochenlang ließ man sie zappeln. Drei Tage vor Abflug wurde ihr beschieden, das Visum sei abgelehnt worden.

Seit einem Grenzkonflikt im vergangenen Jahr, der von beiden Seiten geschickt hochgespielt wurde, haben sich die Schikanen für Nicaraguaner potenziert. Der Konsul rückte bereitwillig mit den Telefonnummern der zuständigen Behörde in San José heraus. Auf allen Nummern meldeten sich aber nur Anrufbeantworter, die zum Hinterlassen einer Nachricht aufforderten oder meldeten, dass die Sprachbox leider überfüllt sei.

Einen Nachmittag später entschied die Tochter, einen neuen Flug von Bogotá zu buchen. Da Managua abseits der Verkehrsrouten liegt, war die beste Option die Verbindung über Panama nach San Salvador, die mit weiteren 400 Euro zu Buche schlug. Dass die Koffer nur bis Bogotá durchgecheckt wurden, wo Indiana B. mangels Visum den Transitraum nicht verlassen durfte, erwies sich auf der Heimreise als geringstes Problem. Das ist aber ein anderes Kapitel.