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: Schuld und Sühne

„Gibt es nicht!“, möchte man dem deutschen Verleihtitel antworten, aber das ist ohnehin klar. Keinen Moment lässt der Film, der im Original skeptischer „Fracture“ heißt, echte Zweifel daran aufkommen, dass ein Mord gesühnt und der Schuldige bestraft werden wird. Nur eben wann und wie, das ist die Frage. Lange Zeit sieht es für den jungen Staatsanwalt (Ryan Gosling) gar nicht gut aus. Blind vor Ehrgeiz und Selbstbewusstsein tappt er in so ziemlich jede Falle, die Anthony Hopkins für ihn ausgelegt hat. Der gibt mal wieder den gefühlskalten Strippenzieher, den alle unterschätzen. Schon das spontane Geständnis bei seiner Verhaftung, seine Frau durch einen gezielten Schuss in den Kopf getötet zu haben, war nur der erste Zug in einem raffiniert angelegten Manöver, in dem sich seine Gegner heillos verirren. So einer macht keine Fehler, er spürt sie bei den anderen auf.

Hopkins spielt den unantastbaren Zyniker mittlerweile ebenso routiniert wie gelangweilt, irgendwie wünscht man ihm mal wieder andere Rollen. Als mörderisch eifersüchtiger Flugzeugingenieur gibt ihm das Drehbuch nur ein-, zweimal die Gelegenheit, einen anderen Blick als „durchdringend“ aufzusetzen. Den kann er zwar richtig gut. Er müsste es aber nicht mehr beweisen. Wer sich ständig etwas beweisen muss, ist der Staatsanwalt. Erst, dass er ein auf die Karriere versessener Streber ist, der keine Loyalitäten kennt. Dann, dass in ihm immer noch das Herz des ehemaligen Jurastudenten schlägt, der die Gerechtigkeit um jeden Preis anstrebt, selbst den, die Zuneigung der ebenso ambitionierten wie blonden Anwältin (Rosamund Pike) zu verspielen.

Regisseur Gregory Hoblit, der bislang ein paar Mal für die Kinoleinwand („Frequency“, „Das Tribunal“) und sehr oft fürs Fernsehen arbeitete, hat einen, wie man so sagt, handwerklich soliden Thriller hingelegt, der es gerne mit der Feinarbeit und der Raffinesse der diversen Glaskugelmaschinen aufnehmen will, die Hopkins in seiner Freizeit bastelt. Diese Geräte sehen sehr schön aus und dürfen bewundert werden für ihre Eleganz und ihre Präzision, mit der sie eine unterhaltsame Zeit lang genau das hinauszögern, was so einfach wie unvermeidlich ist: dass eine Reihe von Kugeln, oben eingelegt, durch das Gesetz der Schwerkraft endlich unten ankommen wird. Das wäre zugleich die Regel des Genres. Am Ende wird der Bösewicht in Handschellen abgeführt. Ihm dabei zuzusehen, wie er es vermeidet, macht den Reiz aus. DIETMAR KAMMERER

„Ein perfektes Verbrechen“, Regie: Gregory Hoblit. Mit Anthony Hopkins, Ryan Gosling u. a., USA 2007, 88 Min.