Die Eisheiligen sind längst out

Die Erderwärmung wirkt sich auch im Garten aus: Frühjahrs- und Sommersaison verschwimmen, Extremwetter werden häufiger. Wie man seinen Garten trotzdem effektiv pflegt, erklärt Gärtner Martin Bloch aus Norderstedt

MARTIN BLOCH (37), geboren in Lübeck, ist ausgebildeter Baumschulgärtner. Seit 1988 ist er in einem Norderstedter Gartencenter für Bewässerungsanlagen zuständig.

taz: Herr Bloch, wird die Gartenarbeit durch das Extremwetter schwieriger?

Martin Bloch: Ja. Es kostet viel mehr Zeit, ständig auf das zu achten, was mit dem Garten passiert: Er braucht mehr Wasser bei Trockenheit und Schutzfolien bei Kälte und Nässe. Diese vielen klimatischen Sonderfälle, die ja immer mit Arbeitsaufwand verbunden sind, gab es früher nicht.

Dieses Jahr gab es schon im Frühjahr enorme Trockenheit. Was kann man dem Garten da Gutes tun?

Nicht viel. Es ist wichtig, jeden Abend zu gießen. Nicht zu viel auf einmal, sonst kann der Boden das Wasser nicht aufnehmen. Ohne Wasser können die Pflanzen die Nährstoffe aus dem Boden nicht aufnehmen und gehen ein. Am besten funktioniert der Wassersprenger.

Welche Pflanzen reagieren besonders allergisch auf Trockenheit?

Besonders empfindlich sind stark wasserhaltige Pflanzen wie das Fleißige Lieschen. Denen sieht man schon nach einem halben Tag an, dass sie durstig sind. Wenn man die einen Tag nicht gießt, ist es aus mit ihnen. Deshalb sollten auch nur Leute mit viel Zeit diese Pflanzen halten. Nicht zufällig heißt das Fleißige Lieschen ja auch „Rentnerpflanze“. Robuster sind Pflanzen, die schon lange im Garten stehen und tiefe Wurzeln ausgebildet haben. Dazu zählen die Staudengewächse. Saisonpflanzen wiederum haben es schwerer, weil sie noch keinen echten Bodenkontakt haben.

Wenn es jetzt schon so warm ist: Kann man dann anstelle von Frühjahrsgewächsen nicht gleich Sommerpflanzen setzen?

Der Trend geht tatsächlich dahin, die Sommerpflanzen schon im Frühjahr zu setzen. Vor zehn Jahren zum Beispiel gab es Geranien erst Anfang Mai. Heute werden die schon im März gekauft. Denn durch die früher im Jahr einsetzende Wärme werden die Menschen auch in Bezug auf ihren Garten ungeduldig. Sie riskieren dann allerdings, unfertige Ware zu kaufen. Denn die Wurzeln der Sommerblumen sind im Frühjahr ja noch bei weitem nicht ausgewachsen. Diese Pflanzen brauchen dann viel mehr Pflege oder gehen sogar ein.

Also sich lieber doch auf das Frühjahr konzentrieren. Wie bereitet man den Garten jetzt am besten vor?

Der Garten muss „frühjahrsfit“ gemacht werden. Wenn es warm wird, sollte man den Rasen überarbeiten, das Laub entfernen und Bodenverbesserungen vornehmen. Früher hat man das nicht vor den Eisheiligen Mitte Mai gemacht. Das interessiert heute nicht mehr. Wichtig ist für den Boden, dass man nicht nur mit Dünger in der Gegend rumwirft. Man sollte im Früjahr also nicht die schnellen, mineralischen Dünger verwenden, sondern vorbereitende Dünger, die über die Bodenbakterien wirken.

Und die Schädlinge?

Die kommen wärmebedingt leider auch immer früher. Derzeit grassiert die Kastanienminiermotte. Sie frisst eine Kastanie regelrecht auf. Die sieht dann Anfang Juni so aus wie im Oktober. Aber auch auf Blattläuse und Pilzbefall muss man im Frühjahr verstärkt achten. Da hilft dann leider nur noch Spritzen.INTERVIEW: JASMIN KLOFTA